Verlag Drava

 

Drava

Ein Wasserlauf von den Ostalpen zum Balkan. Ein Verlag am Zusammenfluss von Sprachen und Kulturen.

Quellgebiet

„Macht mir dieses Land deutsch!“, befiehlt Hitler 1941. An die tausend Slowenen werden aus Kärnten deportiert oder in Konzentrationslager verschickt. Im Wald versteckte Matritzengeräte verbreiten die slowenische Stimme des Widerstandes. Eine Stimme, die auch nach Kriegsende nicht genehm ist. Erst die Errichtung einer Druckerei und eines Verlages im Jahr 1953 schafft die Voraussetzung für eine von Besatzungsmächten, Parteien und Kirche unabhängige Publizistik in beiden Landessprachen. Dieser Herkunft bleibt Drava verbunden.

Am Oberlauf

Die Gratwanderung zwischen dem Eigenen und dem Anderen, die Berührung von dörflichem Mikrokosmos und urbanem Kosmopolitismus, die Lust am Überwechseln von einer Sprache in die andere kennzeichnen die Literatur des zweisprachigen Gebietes, das die Drau in Kärnten durchmisst. Mit Maja Haderlap, Jani Oswald, Fabjan Hafner und vielen mehr lernt Drava, fiktive Grenzlinien zu begehen und zu überschreiten.
Stromschnellen

In den neunzehnsiebziger und -achtziger Jahren erlebt Kärnten mit der gewaltsamen Beseitigung der zweisprachigen Ortstafeln und der angestrebten Trennung deutsch- und slowenischsprachiger Schüler eine Aufwallung des nationalen Chauvisnimus. Wissenschafter der neugegründeten Universität Klagenfurt engagieren sich an der Seite der Volksgruppe. Sie entwickeln ein analytisches Instrumentarium und interethnische Gegenstrategien im Umgang mit Konflikten, wie sie zehn Jahre später den Osten und Südosten Europas erschüttern. Drava stößt in Neuland vor.

Die andere Seite

Kleine Sprachen stehen vor hohen Barrieren. Drava entdeckt die Literatur Sloweniens für den deutschsprachigen Raum. Mit Erwin Köstlers Übersetzung der Werkausgabe von Ivan Cankar wird ein Fundstück moderner Weltliteratur ans Tageslicht gehoben. Im Gegenzug werden Handke, Fried, Turrini oder Kofler dem slowenischen Lesepublikum zugänglich gemacht.

Brücken und Fähren

Hüben und drüben. Wir und die. Je vielschichtiger Gesellschaften durch Zuwanderung und gegenseitige Verschränkung werden, als desto ungeeigneter erweisen sich Konzepte der Ab- und Ausgrenzung. Kulturelle Differenzen lassen sich nicht gewaltsam einebnen, sie bedürfen eines ständigen gegenseitigen Übersetzens. Drava setzt über.

Mäander

Einwanderer, Flüchtlinge, Angehörige von Minderheiten oder der zweiten Generation … Immer mehr Menschen leben in mehr als einer Kultur. Im Niemandsland dazwischen entsteht eine Literatur, die neue Blickwinkel und Sichtweisen öffnet. Drava gibt ihr eine Stimme.

Fluss abwärts

Die Literaturen Südosteuropas: ein seismographisches Schreiben, das Naht- und Bruchstellen, tektonischen Verschiebungen und Erschütterungen nachspürt. Der Balkan, Konstrukt des gänzlich Anderen – oder doch nur ein Spiegel, der uns vorgehalten wird? Drava lädt zu einer Erkundungsreise jenseits der Festung Europa.

Dammbau

Fremdenfeindlichkeit wird zum wuchernden Geschwür unserer Gesellschaften. Rechtspopulisitsche Politiker und Bewegungen machen sich die Ängste verunsicherter Menschen in einer globalisierten Welt zu Nutze. Drava publiziert sieben Bände zum Forschungsschwerpunkt Fremdenfeindlichkeit – und durchleuchtet die Trickkiste eines Verführers.

Zu neuen Ufern

Angefangen hat Drava vor 50 Jahren als kleiner, regionaler Minderheitenverlag. Heute werfen wir unsere Netze über ganz Europa aus. Unser Ziel ist dasselbe geblieben: das Verborgene und Verdrängte sichtbar und hörbar zu machen. Es gibt genug Platz auf unserer Arche.

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office@drava.at

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