Liebe Leserinnen und Leser,
Kolleginnen und Kollegen,
es ist bekannt, dass Bücher die Wirklichkeit spiegeln: die großen Fragen der Zeit ebenso wie das Spiel ihrer Mächte. Worte sind Beschwörungsformeln, Tatwerkzeuge und Waffen, oft den Mächtigen dienstbar: „Wenn ich ein Wort verwende“, so Humpty Dumpty in „Alice hinter den Spiegeln“ zur kleinen Alice, „dann bedeutet es genau das, was ich es bedeuten lasse“. Darauf Alice: „Die Frage ist doch, ob du den Worten einfach so viele verschiedene Bedeutungen geben kannst.“ Und Humpty Dumpty: „Die Frage ist, wer die Macht hat – das ist alles.“ Aber Macht lässt die Worte rasch zu Phrasen verkommen. Nur, das ist nicht das Ende der Geschichte: Das Ende ist, dass Worte immer auch Gegenmacht erzeugen, Widerstand und Ausgleich. Und damit erst zu sich selbst finden, zu ihrer Substanz und Wahrheit: „Am Anfang war das Wort und nicht das Geschwätz, und am Ende wird es nicht die Propaganda sein, sondern wieder das Wort.“ (Gottfried Benn)
Maria Seifert