W. Schmidt / Lisavenda / Leseprobe

Exposé

 


Nach dem Tod Lisas Großmutter, erbt diese den kleinen, alten Bauernhof, zu dem sie mit dem Arzt
ihrer Oma fährt, weil er, Peter, sich ihr aufdrängt. Dort entdecken sie in der Scheune ein kleines
Raumschiff und einen Brief ihrer Großeltern, bei denen einst ein Außerirdischer abgestürzt und
nach einiger Zeit gestorben war. Neugierig betritt Lisa es, gefolgt von dem Arzt, und das
Raumschiff startet plötzlich und fliegt durch die Atmosphäre ins Universum. Es vergeht nicht sehr
viel Zeit, bis Peter neben ihr bewußtlos wird, und sie von einem weitaus größeren Raumschiff
aufgesammelt werden.
Der Arzt wird mit gelöschten Erinnerungen zur Erde zurück geschickt, und Lisa findet sich erstaunt
bei einer Spezies wieder, die sich Masavenda nennen, eine Bevölkerungsgröße von über 60
Milliarden und zehn Planeten haben. Für sie und die Masavenda selber lernt sie ziemlich schnell die
erste Form der telepathischen Kommunikation und die Sprache der Masavenda. Deswegen dauert es
nicht lange, bis sie herausfindet selber aus den Genen der Masavenda zu sein, die bereits häufiger
fremde Lebensformen mit ihren Genen manipuliert hatten.
Einige Masavenda des Planeten und des Rates, wie sich deren Form der Regierung, die keine für
Masavenda selbst war, nannte, begegnen Lisa mehr als unfreundlich und feindlich. Sie bekommt
zwar zwei der Spezies zur Seite gestellt, Prenturo und Zyrastat, jedoch fühlt sie sich von vielen
schlecht behandelt. Auf der anderen Seite beginnt ihr das Leben als Masavenda-Mensch zu gefallen,
denn ihr Gehirn arbeitet besser denn je, und sie kann sich selber die Schrift der Masavenda
beibringen und lesen.
Weil sie von deren Heimatplanet Masavenda Eins mitfliegen muß, muß Lisa auch aus dem
Universum mit ansehen, wie die Masavenda fast die gesamte Menschheit auf der Erde ausrotten, bis
auf ausgewählte 10.000, die sie bewußtlos in ihren Raumschiffen verteilen.
Unfaßbar findet Lisa diese Tat mehr als 7 Milliarden Lebewesen zu töten, das allerdings nichts
gegen die Stimmung des Rates hilft. Plötzlich verschwinden 41 Raumschiffe der Masavenda ins
Nichts, wobei nach einiger Zeit Fremde in das Ratsschiff teleportieren, einen Besitzanspruch auf die
Erde und Menschen stellen und mehr als erbost sind, daß diese kaum noch existieren. Die fremden
Lebewesen mit roten Gesichtern, die Goullaeh heißen, nehmen Lisa mit, um sie einer kurzen
Untersuchung zu unterziehen. Hierbei trifft sie Peter, den Arzt ihrer Oma wieder, der in seiner
normalen menschlichen Gestalt in den Untersuchungsraum der Fremden spaziert und sich mit ihr in
der Masavendasprache unterhält.
Lisa wird ins Masavendaschiff geschickt, und Peter kehrt nach kurzer Zeit als Fremder in größerer
Gestalt und mit dem Namen Pranthra zurück. Doch die Masavenda wollen sich nicht aus dem
Gebiet der Erde zurückziehen, das auch Pranthra ziemlich ärgerlich werden läßt. Lisa muß gegen
ihn um die verschwundenen Masavendaraumschiffe würfeln. Knapp gewinnt sie, wobei sie die
Raumschiffe nicht wieder bekommen. Dafür unterhält sich der Fremde nett mit Lisa und erzählt ihr
von den Untersuchungsergebnissen und von dem Masavendagehirn, welches neben ihrem
menschlichen wächst.
Ein zweites Spiel wird von den Fremden inzeniert, und sie spielen Verstecken und Suchen mit den
Masavenda, wobei diese das Spiel verlieren. Leider geht es Lisa nicht anders, denn aufgrund der
zwei unterschiedlichen Gehirne muß sie nach Masavenda Eins und dort einer Umwandlung
vollzogen werden. Der erste Masavenda mit blauen Augen wird geboren, wobei Lisa sich bereits
binnen kurzer Zeit heimisch in dem anderen, größeren Körper fühlt und schnell ihre telepathischen
und empathischen Fähigkeiten wiedererlangt. Allerdings wird eine grüne Substanz zwischen den
verschiedenen Gehirnteilen entdeckt, die keiner kennt.
Weil Lisa durchweg von einigen Masavenda sehr schlecht behandelt wird, macht Pranthra ihr ein
Angebot. Einen Urlaub, in dem sie mit ihm kommt, und dafür darf er ihr Gehirn untersuchen, weil
es ihn ebenfalls interessiert was die Masavenda bei dem Menschen gemacht haben. Freundlich zeigt
er ihr seinen für Lisa zu hellen Heimatplaneten und fliegt mit ihr zu einer anderen befreundeten
1
Spezies, die Iiehbst. Währenddessen taucht ein Problem in Lisa auf, denn sie hat kein Hungergefühl
mehr und nach dem Essen keine Sättigung. Pranthra weiß nicht woran es liegt, bringt sie aber
schließlich zurück zu Prenturo in ein Shuttle, das bei der Erde auf sie wartete. Somit kehrt sie zu
den Beiden zurück, während weder Prenturo noch Zyrastat wissen, warum Lisa keinen Hunger
empfindet, wobei sie dieses schließlich doch von Pranthra erfährt, der ihr mitteilt nichts mehr essen
zu müssen, weil es sie schädigt.
Die Masavenda planen während der Zeit mit einer großen Flotte zur Erde zurückzukehren, um die
fremde Spezies zu bekämpfen. Der Rat zwingt Lisa mit zur Erde zu fliegen, um sie als Druckmittel
zu verwenden, doch letztendlich genügt ein Schuß, um das Raumschiff des Rates zum Absturz zu
zwingen. Ab der Rettung von der Erde wird Lisa nur noch eingesperrt, weil Pranthra dauernd
heimlich bei ihr auftaucht. Weil einer des Rates, Nandor einen der Fremden, vor diesem Abschuß
umgebracht hatte, sind viele Masavenda wütend und beginnen sich zu entzweien und gegenseitig zu
bekämpfen. Auch daß Lisa nun alle Freiheiten genommen werden, gefällt einigen nicht. Der Streit
um das alles eskaliert zunehmend und einige des Rates, inklusive Nandor wollen jetzt die fremde
Spezies auslöschen und zu deren Heimatplanet fliegen. Damit sie dort sicher ankommen, wird Lisa
von Nador als Geisel mit in eines der Raumschiffe genommen. Es versammeln sich immer mehr
Raumschiffe im System von Masavenda Eins, wobei die Gegner des Planes schließlich versuchen
die anderen mit Waffengewalt zu hindern schon wieder eine ganze Spezies auslöschen zu wollen.
Während die verfeindeten Gruppierungen miteinander kämpfen, holt Pranthra Lisa, Prenturo und
Zyrastat aus dem Raumschiff, sowie sechs weitere Ratsmitglieder der Eins, inklusive Nandor, die
ebenfalls auf der Brücke in dem Raumschiff der Fremden erscheinen.
Alsbald stellt sich heraus, daß die Spezies der Goullaeh nicht die eigentliche ist, sondern Pranthra
und einige seiner Freunde grünliche Lebewesen sind, die Lisa als Geistwesen bezeichnet. Diese
Wesen benutzen die Goullaeh nur als Hülle, um mit anderen Lebensformen kommunizieren zu
können. Pranthra gibt zu, daß die sechs Freunde von ihm, die in Nandor und die anderen
Ratsmitglieder gegangen sind, diese ganz subtil zum Äußersten getrieben haben, damit ein
Bürgerkrieg unter den Masavenda nicht mehr aufzuhalten ist. Prenturo und sein Freund sind sehr
fassungslos darüber, weil es in ihren Augen sehr fies ist, sich auf die Art und Weise Lebewesen vom
Leib zu halten, die freiwillig nicht gehen wollen.
Prenturo, Lisa und Zyrastat, sowie noch ein paar andere Masavenda sehen jetzt ihre Pflicht ihr Volk
wieder zu beruhigen, weswegen sie zu mehreren Planeten fliegen, um persönliche Gespräche zu
führen. Auf dem ersten Planeten wird ihr kleines Raumschiff abgeschossen, wobei ein Freund stirbt,
und auf dem nächsten auf Lisa geschossen, welches sie beinahe tötet. Jedoch können Prenturo und
Zyrastat schnell mit ihr zurück nach Masavenda Eins, damit sie dort geheilt werden kann.
Sie wollen trotzdem nicht aufgeben und fliegen dieses Mal mit Verstärkung nach Masavenda Zehn,
wo sich letztendlich herausstellt, daß einige Masavenda ihren Planeten so wenig leiden können,
weswegen sie ihn komplett zerstören und auseinandersprengen.
Bedrückt fliegen sie zurück nach Hause, wobei Lisa und Prenturo abermals von Pranthra aus dem
Raumschiff geholt werden, um letzterem ein Geschäft vorzuschlagen. Die Fremden wollen die
aggressiven Masavenda im Auge behalten und bei Gefahr bescheid sagen, während die Masavenda
sich um die letzten Menschen und die Reinigung der Erde kümmern sollen, so wie es von ihnen
geplant war. Lisa hingegen erfährt die Wahrheit, denn die Fremden haben das Genexperiment der
Masavenda bei den Menschen verfolgt und die Spezien sind nicht kompatibel. Das hätte zu einem
Tot des Fötus geführt, hätten die fremden Wesen nicht interveniert und einen Teil ihrer Genen mit
einfließen lassen. Somit wird Lisa bewußt, daß sie letztendlich drei Existenzen durchlaufen hat und
wird. Nichtsdestotrotz werden die Probleme in der Masavendagesellschaft bleiben und noch
elemeniert werden müssen.

 

 

Leseprobe

 

 

Kapitel 12


Nachdem Lisa sich von diesem Schreck einigermaßen wieder erholt hatte, aß sie etwas und saß
seitdem mit ihren beiden Bewachern, wie sie sie getauft hatte, in dem Gemeinschaftsraum und
konnte irgendwie nicht so richtig begreifen, daß Peter einer von den fremden Lebewesen war.
„Obwohl,“, dachte sie, so daß die anderen Beiden es ebenfalls hören konnten, „ich hatte mich
damals bereits über seine Augenfarbe gewundert.“
„Wir haben das nicht gewußt, Lisa,“, begann Prenturo bedrückt, „daß hier noch weitere sind, die an
dir Interesse hegen. Um ehrlich zu sein, würden wir mit dir gerne so schnell wie möglich zurück
nach Masavenda.“
„Toll!“, entgegnete sie sarkastisch, „Das einzige was ich immer wollte, war ein Leben in Frieden
und Freiheit und was ist geschehen? Erst muß ich mich jahrzehntelang um meine Großeltern
kümmern, dann sterben sie, und ich hatte schon die Vision von einem ruhigen Leben mit mir
alleine, dann komme ich zu euch und muß festellen, daß sowohl ihr, als auch noch eine andere
Spezies an mir Interesse hegen und nicht nur das, es fanden ja auch noch Abstimmung über meine
Zeugung statt! Abstimmungen! Wißt ihr was das für ein Gefühl ist, wenn sechzig Milliarden
Lebewesen über einen abstimmen? Und jetzt, zu allem Überfluß, kann ich mir bis ans Ende meines
Lebens darüber sicher sein, daß mich lauter Idioten irgendwie beobachten. Könnt ihr euch
eigentlich vorstellen, wie unangenehm das ist? Auf der Erde war dieses ja auch üblich, aber ihr zwei
merkwürdigen Spezies seid echt der Hammer!“
Tief atmete Lisa ein und wich Prenturos durchdringendem Blick aus, um erneut aus dem Fenster auf
die Erde zu blicken. Innerlich war sie derart aufgebracht, daß sie hätte locker platzen können. Sie
verstand das alles nicht und vor allem konnte sie gar nicht begreifen, wieso Peter einer von ihnen
war.
„Es tut mir ehrlich leid.“, hörte sie Prenturos ernste Stimme in ihrem Kopf, was sie aber nicht dazu
veranlasste ihn anzusehen, und er sprach in ihren Gedanken weiter: „Wir beide hier wissen, daß es
erschreckend und durchaus auch schlimm war, oder auch ist. Und wir können uns natürlich nur
schwer vorstellen, wie es letztendlich für dich sein muß, aber du mußt mir glauben, wenn ich dir
sage, daß wir Masavenda dir gewiß nichts Böses wollen.“
Nun sah Lisa doch in seine hellgrauen Augen und erwiderte distanziert: „Ach, das sehen wir dann
noch, oder? Wie kann ich mir dabei sicher sein? Überdenke doch einfach einmal dieses feindliche
Verhalten zu Anfang, beziehungsweise auch jetzt, denn ich werde niemals in irgendwelche
Gespräche miteinbezogen. Außerdem weiß ich genau, warum ihr beiden zur Zeit dauernd in meiner
Nähe seid, und es hat wohl kaum mit Training oder ähnlichem zu tun, denn ich weiß, daß ich nichts
mehr in diesem menschlichen Körper lernen kann. Ihr seid doch nur hier, damit der Rat keine Sorge
haben muß, daß ich sie irgendwie verrate, oder sonstiges anstelle.“ Leicht lächelte sie und legte
ihren Kopf ein Stück in den Nacken, bevor sie weitersprach: „Ihr könnt mir nicht mehr so viel
vormachen. Das meiste kriege ich eh heraus und sei es durch die durchsichtigen Empfindungen so
manch einem hier.“ Damit sah Lisa zu Zyrastat und nickte etwas, bevor sie wieder Prenturo ansah
und verbal fortfuhr: „Ganz ehrlich, ich habe mir eben schon überlegt, ob ich den Fremden nicht ein
Angebot machen sollte, um hier irgendwie fortzukommen.“
Ernst betrachtete Prenturo sie, während er nur zu seinem Freund in Gedanken sagte: „Das ist jetzt
ordentlich schiefgegangen. Wir können nicht einmal sicher sein, daß sie tatsächlich nicht wirklich
eines Tages verschwunden ist, ob freiwillig oder nicht.“
„Das sehe ich ebenso.“, entgegnete Zyrastat ihm, „Nicht einmal auf unseren Planeten könnten wir
wirklich sicher sein.“
„Obwohl ich bezweifele, daß sie mit ihren Schiffen unbemerkt durch unsere Schilde gelangen
würden, was mich zu dem Gedanken bringt, daß hier durchaus hunderte von ihren Schiffen sein
könnten, und wir würden es nicht wissen.“
„Leider! Aber mich verwundert es doch etwas, daß diese Fremden sich nicht bemerkbar gemacht
haben. Sowohl damals nicht, als wir eigentlich tatsächlich widerrechtlich in ihr Territorium
eingedrungen sind und auch nicht, als wir vorhatten die Menschen zu eliminieren.“
Nachdenklich sah Prenturo ihn an und dachte, als er wieder Lisa betrachtete, die abermals aus dem
Fenster schaute: „Das muß auch irgendeinen Vorteil für sie gebracht haben. Ist die Frage
welchen?!“
Zyrastat lehnte sich zurück und antwortete in Gedanken: „Vielleicht wollen sie die zehntausend
Menschen jetzt haben, um sie wieder auf der Erde auszusetzen.“
„Könnte sein, wenn sie sagen, daß es ihr Freizeitvergnügen war. Ich kann mir schon vorstellen, wie
sie diese Lebewesen die letzten Jahrtausende beeinflußt haben könnten.“
Irgendwie wunderte sich Lisa über sich selber, denn sie hatte aus einem, für sie nicht ganz
erfindlichen Grund, keine Angst. Sie war sich sicher, daß egal bei welchen Lebewesen auch immer
sie existieren mußte, sie definitiv kein schönes Leben führen dürfte.
Seufzend lehnte sie sich zurück und betrachtete Prenturos Augen, der sie wie gehabt ansah, und sie
dachte in einem vorwurfsvollen Tonfall nur an ihn: „Das ist wirklich unangenehm, daß ich
permanent und penetrant ignoriert werde und niemals auch nur in ein Gespräch miteinbezogen
werde.“
„Es ist zur Zeit nicht anders möglich.“, sagte er verbal und ernst.
„Und wieso?“
Mit einem ernsten Gesichtsausdruck lehnte Prenturo sich etwas vor und entgegnete scharf: „Wenn
du uns schon androhst mit den Fremden zu kollaborieren, dann können wir dir doch gar nicht
vertrauen.“
„Lausige Ausrede!“, erwiderte sie hart, „Das habt ihr vorher ja auch schon so gemacht.“
Tief atmete Lisa ein und wußte auch gar nicht mehr, was sie zu so einem enttäuschenden Verhalten
sagen sollte, außer vielleicht: „Wißt ihr was? Ihr seid wirklich so unglaublich, daß ich mir schon
beinahe wünsche die Fremden würden euch hier einfach angreifen und vernichten, und dabei ist mir
bewußt, daß ich auch sterben würde und ganz ehrlich, das macht mir nicht einmal etwas aus.“
Einen Moment hielt Prenturo die Luft an, bevor er sie langsam entließ und schließlich zu ihr in
einem ruhigen Tonfall und in Gedanken sagte: „Der Rat hatte es damals so beschlossen und…“
„Wieso?“, unterbrach Lisa ihn.
„Ist doch klar,“, entgegnete er überheblich, „wie sollen wir dir vertrauen, wenn wir dich nicht
wirklich einschätzen können. Außerdem konnte ich nicht wissen, daß es alles so unglücklich
verläuft.“
„Finde ich dennoch nicht sympathisch!“
Wütend blickte Lisa ihn an und war sich tatsächlich nicht sicher, ob sie, wenn die Fremden sie noch
einmal zu sich holen würden, nicht mit ihnen versuchen sollte ein Geschäft zu machen.
„Vielleicht,“, dachte sie für sich, „können sie mich irgendwo absetzen.“ Obwohl sie, wenn sie über
diese Wesen genauer nachdachte, zu dem Schluß kam, daß sie doch nur ungerne unter ihnen leben
würde. Abermals seufzend wich sie seinem Blick und starrte aus dem Fenster auf die Erde. Sie
konnte sich gar nicht mehr richtig vorstellen, daß sie dort unten einst als kleiner Mensch existiert
hatte.
„Und jetzt sitze ich hier.“, murmelte sie verärgert, „Das ist allenfalls noch schlimmer.“
„Noch schlimmer als was?“, wollte Zyrastat wissen.
Verkniffen sah Lisa ihn an und antwortete gereizt: „Das ist schlimmer als auf der Erde damals, denn
da durfte ich wenigstens hin, wo ich hin wollte. Naja, beinahe.“
„Ich wünschte deine Haltung wäre uns gegenüber nicht so ablehnend.“, erwiderte er, wobei ein
verärgerter Unterton durchaus mitschwang.
„Das ist jetzt nicht dein Ernst?“, fragte Lisa perplex und sah Zyrastat genau an.
„Sicher ist es das!“
„Ihr spinnt doch alle völlig!“
Prenturo streckte seine Hand aus und legte sie auf Lisas Wange, während er sie mit seinem Blick
fixierte. Sie wollte noch ausweichen, hatte aber keine Chance mehr und so betrachtete sie ihn, wie
er ihr tief in die Augen sah. Schließlich hörte sie seine Stimme in ihren Gedanken, der ihr ernst zu
verstehen gab: „Wir haben dir nichts Schlimmes angetan, Lisa. Wir waren immer freundlich zu dir,
bis auf ein paar Ratsmitglieder. Wieso bist du derart ablehnend?“
Sie versuchte sich immer wieder aus seinem harten Blick zu lösen, doch sie hatte keine Möglichkeit
dem zu entgehen, und sie hörte abermals den Masavenda in ihrem Gehirn, der zu ihr dachte: „Wir
hatten eigentlich vor das Ganze etwas langsamer angehen zu lassen. Es tut mir ehrlich leid, es war
alles etwas anders geplant.“
„Super!“, spottete Lisa unfreundlich, „Kannst du jetzt deine Griffel aus meinem Gesicht nehmen?“
Einen Moment zögerte Prenturo noch, doch dann zog er seine Hand zurück und dachte nur zu
Zyrastat: „Sie hat alle Bereiche ihres Gehirnes perfekt abschirmen können. Sie wird es niemals
zulassen, wenn wir sie fragen, ob wir dürfen.“
„Sagte ich ja!“, entgegnete ihm dieser ernst und etwas besorgt, „Wenn wir mit ihr auf dem Rückweg
sind, sollten wir es machen.“
„Finde ich auch. Dennoch werde ich sie vorher fragen, aber…“ Er machte eine Pause und konnte
einmal mehr keinen wahrnehmen, außer seinen Freund neben ihm und Lisa. Nickend sah Prenturo
dabei zu, wie auf einmal zwei dieser fremden Lebewesen neben dem Tisch erschienen und er fragte
auch sogleich: „Warum kommt ihr immer zu uns? Wir können nicht für unser Volk entscheiden!“
Unbeirrt setzte der eine Fremde sich neben Lisa und sagte freundlich: „Hallo! Wie ich sehe hast du
den Besuch bei uns gut überstanden.“
„Du bist doch nicht tatsächlich Peter?!“, entgegnete sie erstaunt.
„Wie du siehst!“
„Und das ist dein natürliches Aussehen?“, erkundigte sich Lisa entsetzt.
Er lächelte sie mit seinen kaum vorhandenen Lippen an und nickte, bevor er ernst erklärte: „Nun ja
nicht so ganz, aber es ist besser, als als Mensch.“
Kopfschüttelnd betrachtete sie sein rotes Gesicht und diese grünen Augen. Irgendwie konnte sie
sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß dieser Fremde in Gestalt eines Menschen sie
angeblich jahrelang beobachtete hatte.
Dieser lehnte sich etwas zu ihr, während er lächelnd fragte: „Schockiert dich das?“
„Nun ja, als Mensch hast du wesentlich besser ausgesehen.“
Derjenige, der einst Peter hieß, sah zu seinem Kollegen und begann sich mit ihm in ihrer Sprache zu
unterhalten, während sie immer mal wieder lachten.
Nach einer Weile blickte der Fremde Prenturo an, der ihm beinahe gegenüber saß und sprach in
einem harten Tonfall: „Das war es mit den Freundlichkeiten. Was macht ihr eigentlich noch hier?“
„Wir werden nicht ohne unsere Schiffe dieses System verlassen!“
Der Fremde lehnte sich etwas vor und erwiderte amüsiert: „Aber wie wollt ihr sie zurückerhalten?“
Prenturo hingegen lehnte sich zurück, bevor er ernst sagte: „Vielleicht gibt es die Möglichkeit zu
einer Einigung zu gelangen. Aber wie bereits gesagt, ihr sprecht hier mit den Falschen. Geht auf die
Brücke dieses Schiffes.“
„Ach,“, entgegnete der Fremde und lehnte sich ebenfalls zurück, während er Prenturo aber nicht aus
den Augen ließ und leicht lächelte, „wir sind der Überzeugung, daß es egal sein wird, ob wir nun
mit dir sprechen oder mit einem der anderen Mitglieder eures Rates, eurer Nicht-Regierung.“
Einen Moment dachte Prenturo nach, bevor er entschuldigend meinte: „Es tut uns wirklich leid, daß
wir in euer Territorium eingedrungen sind. Aber ich frage mich, warum ihr euch nicht bemerkbar
gemacht habt, bis jetzt.“
„Das geht euch gar nichts an!“ Einmal mehr wechselten die Fremden Worte in ihrer Sprache
miteinander, bis der, der neben Lisa saß einen kleinen, blauen Würfel, mit weißen, menschlichen,
arabischen Zahlen auf den Tisch legte und verkündete: „Unser Volk hat sich überlegt, da wir nun
keine Menschen mehr zum Spielen haben, wir aus euren Schiffen eines machen könnten.“
„Ein Spiel?“, wunderte sich Zyrastat.
Der Fremde betrachtete erst ihn und dann Lisa, die ihn verwundert anschaute, als er sagte: „Du
wirst jetzt gegen mich dreizehn Mal würfeln und wer am Ende die niedrigste Punktzahl aller
summierten Zahlen hat, der gewinnt.“
„Spinnst du?“, fragte sie völlig erstaunt, „Ich spiele doch nicht.“
„Wenn du gewinnst, dann werden wir euch eure Raumschiffe zurückgeben, natürlich ohne die
Menschen an Bord! Wenn ich gewinne,“, er machte eine Pause und sah Prenturo scharf an, bevor er
fortfuhr: „dann werdet ihr uns die restlichen Menschen übergeben und sofort hier verschwinden,
und dann natürlich ohne die einundvierzig Raumschiffe, die wir uns angeeignet haben!“
Der Fremde blickte sie mit seinen, wie Lisa es empfand, durchdringenden, grünen Augen an und
befahl: „Fange an!“
„Nö!“, weigerte sie sich.
„Dann werdet ihr sofort verschwinden!“
„Los, mache was er sagt!“, hörte Lisa Prenturos Stimme in ihrem Kopf.
Mit einem sehr schlechten Gefühl im Bauch, sah sie ihn an und dann wieder zu dem Fremden,
ehemals Peter, der erwartungsvoll neben ihr saß und leicht lächelte. Schließlich sagte sie: „Selbst
wenn ich gewinnen sollte, haben wir noch lange keine Garantie, daß ihr auch Wort haltet!“
„Das ist das Risiko!“, entgegnete er unfreundlich und hart, „Und jetzt fang' an, oder wir werden
euch alle kurzerhand vernichten.“
Zögernd und mit mehrmaligem, tiefen Durchatmen nahm Lisa den Würfel in die Hand, der zwölf
Seiten hatte. Wieder sah sie den Fremden an und sagte: „Das ist wirklich eine sehr banale Sache!“
„Aber sie macht Spaß und verbreitet so einen schönen Nervenkitzel!“, freute sich das fremde
Wesen.
„In Ordnung!“, dachte sie an ihre Gegenüber und würfelte das erste Mal. Erleichtert betrachtete sie
die Zahl, die eine Drei zeigte.
Sie sah, wie der Fremde eine Zwei würfelte und sagte: „Toll, oder?“ Dieser sah in die Runde und
fügte erfreut hinzu: „Ist das nicht spannend? Bekommt ihr eure Schiffe wieder, oder behalten wir sie
einfach und fügen sie unserer Flotte hinzu?!“
Schnell würfelte Lisa ein zweites Mal und biß sich auf die Unterlippe, als sie die Zehn sah, die dort
vor ihr lag. Zu ihrem Bedauern würfelte der Fremde eine Sieben.
So ging es hin und her, bis Lisa der letzte Wurf bevorstand und der Fremde, der einst Peter hieß,
lächelnd sagte: „Sieht ganz danach aus, als hätten wir schon fast gewonnen. Du hast 89 Punkte und
ich 86. Das ist doch sehr spannend!“
Mißmutig betrachtete Lisa ihn kurz, bevor sie Prenturo ansah, der ihr leicht zunickte und schließlich
würfelte sie. Ihr fiel ein kleiner Stein vom Herzen, als dieser eine Zwei zeigte.
„Fein, jetzt hast du 91 Punkte!“ Der Fremde schaute sie lächelnd an und sah dann zu den
Masavenda, als er mit einer untergründigen Freude in der Stimme erklärte: „Dann brauchen wir ja
nur noch eine Fünf, oder weniger!“
„Das würde aber nur ein Gleichstand sein!“, beschwerte sich Prenturo.
„Tja, Pech!“, erwiderte das rotgesichtige Wesen vorwurfsvoll, „Gleichstand bedeutet ebenfalls
einen Gewinn für uns!“
„Das war aber so nicht abgesprochen!“, rief Lisa aufgebracht.
Der Fremde umfaßte ihren Oberarm und kam mit seinem Gesicht näher an ihres, als er lächelnd
entgegnete: „Das ist eben das Risiko!“ Er ließ ihren Arm los und machte seinen letzten Wurf. Als
der Würfel liegen blieb erblickte Lisa erleichtert, daß er eine Sieben anzeigte.
Verärgert sah sie das Wesen neben sich an und sagte erfreut: „Ich habe gewonnen! Wir wollen die
Masavendaschiffe sofort zurück!“
„Nicht so eilig!“ Er drehte seinen Kopf wieder zu Prenturo und sah ihn scharf an, während er ernst
erklärte: „Ihr habt das erste Spiel eindeutig gewonnen, und es war doch sehr amüsant. Wenn ich
eines die dreißig Jahre unter den Menschen gelernt habe, dann ist es, wie ich mich gut mit Spielen
amüsieren kann. Eigentlich ist es wirklich schade, daß ihr unsere Menschen getötet habt, denn sie
waren wirklich immer belustigend und so leicht manipulierbar! Ein herrlicher Ort für eine Spezies,
die daran interessiert ist ihr Leben mit Spaß zu genießen.“ Dieser Fremde, ehemals Peter, blickte
wieder in Lisas Augen und sprach lächelnd weiter: „Ich denke auf der Erde wirst du mehr Spaß als
hier gehabt haben und das trotz der schlechten Umstände deines Lebens.“
„Wem sagst du das!“, entfuhr es ihr mit einem Seufzer im Nachhinein.
„Wie war es denn hier die erste Zeit für dich?“
Ernst sah Lisa zu Prenturo, der sie ebenfalls anschaute, bevor sie wieder den Fremden anblickte und
mit gemischten Gefühlen antwortete: „Naja, geht so! Also, am Tisch festgeschnallt zu werden habe
ich als schlimmer empfunden!“
„So?“, wollte der Fremde lächelnd wissen, „Ist das wirklich besser über mehr als zwei Wochen
keinerlei Freiheiten zu haben und auch gar nicht gewollt zu sein?“
Aus großen Augen sah Lisa ihn an und erwiderte verärgert: „Willst du mich hier einlullen, oder
was? Ich werde dir gewiß keine privaten Fragen beantworten!“
„Wir werden sehen!“ Er wandte seinen Blick wieder zu den Masavenda und fügte ernst hinzu: „Das
war nur der Beginn. Es wird zwangsläufig noch einiges folgen!“
„Und was ist mit unseren Schiffen?“, erkundigte sich Prenturo vorsichtig.
„Das seht ihr dann!“ Erneut schaute der Fremde Lisa an und sagte lächelnd: „Es war wirklich schön
dich wiedergesehen zu haben, und auch dieses Treffen wird nicht das letzte zwischen uns gewesen
sein.“ Etwas erstaunt betrachtete Lisa, wie er ins Nichts verschwand, sowie sein Kollege auch, der
nur neben dem Tisch gestanden hatte.
„Endlich!“, hörte Prenturo Nandors Stimme, „Was ist los bei euch?“, und schon ging die Tür auf,
und er beobachtete wie dieser Masavenda, sowie die weiteren Ratsmitglieder eintraten und sich
erwartungsvoll vor sie stellten.
Die Zwei berichteten ihnen was geschehen war, und daß sie die Raumschiffe in einem Spiel
wiedergewonnen hätten, welches Lisa austragen mußte.
„Wieso hast du sie nicht zu uns geschickt?“, fragte Krinas aufgebracht.
„Machst du Witze?“, entgegnete Prenturo verärgert, „Sie sagten, es sei ihnen egal mit welchem
Masavenda des Rates sie sprechen würden.“
„Sie wissen um unsere Regierungsform?“, wollte Nandor ernst wissen.
Kurz sah Prenturo Lisa in die Augen, bevor er ihn wieder anblickte und erklärte: „Sie wissen auch,
daß Lisa es bei uns die erste Zeit schwer gehabt hat, und daß sie keine Freiheiten bei uns bis jetzt
hatte.“
„Woher?“, fragte der Masavenda und beugte sich etwas zu ihr herunter, während er ihr tief in die Augen sah.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen blickte sie ihn an und entgegnete lautstark: „Ihr habt doch
gesehen, was geschehen war, als sie mich in ihr Schiff holten und jetzt waren diese Zwei die ganze
Zeit dabei, was bedeutet, daß ich ihnen mit Sicherheit nichts erzählt habe, oder so! Wie kannst du so
etwas nur denken. Ich bin echt wütend!“
„Du machst mich auch wütend!“, erwiderte Nandor ebenso laut, machte sich wieder gerade und
dachte an Prenturo und die anderen Masavenda: „Anscheinend sind sie wirklich sehr vielseitig,
wenn sie derartige Details wissen, auch wenn es nur unbedeutende sind, so bin ich dennoch
beunruhigt.“
„Der Fremde hatte gesagt, es sei nur der Beginn.“, erzählte Prenturo ernst, „Und daß noch mehr
folgen würde.“
„Mehr als ein Würfelspiel?“, fragte Krinas und mußte etwas lachen, „Das ist doch wirklich sehr
albern und vor allem so menschlich.“
„Wir haben mit der Eliminierung wirklich einen Fehler begangen!“, sagte Prenturo unzufrieden,
„Sie haben diese Spezies anscheinend tatsächlich als ihr Eigentum betrachtet, und sie haben sie
scheinbar gerne infiltriert, wenn ich mir so die Wandlung von Peter ansehe.“
„Das ist in der Tat sehr bedenklich!“, gab Nandor ihm recht, „Wir können nicht sicher sein, ob sie
nicht auch schon unter uns waren, oder sind.“
„Echt wieder typisch!“, dachte Lisa wütend für sich und saß zurückgelehnt da. Abwechselnd
beobachtete sie die Masavenda und konnte sich schon denken, worüber sie sich unterhielten.
„Letztendlich,“, dachte sie betrübt weiter für sich, „hat Peter irgendwie recht damit. Diese Fremden
haben mich zwar auf dem Tisch festgeschnallt, aber das auch nur kurz und diese, aus denen meine
Gene entstammen, behandeln mich durchweg wie einen Feind und eine, die nicht gewollt ist.“
Etwas mußte sie sich schütteln und sprach weiter zu sich in Gedanken: „Es ist schon merkwürdig,
wie das alles gekommen ist, und vor allem der Arzt meiner Großeltern, ein Außerirdischer, das ist
wirklich abgefahren!“ Etwas mußte Lisa lächeln, als sie die Erde betrachtete und an das
Krankenhaus dachte, in dem sie so viel Zeit verbracht hatte, „Wirklich irre, ich habe ihn drei Jahr
lang wöchentlich gesehen, aber ich wäre wirklich niemals darauf gekommen, daß er einer anderen
Spezies angehört. Er war ganz normal und professionell, was ja nicht ungewöhnlich ist. Nur diese
Augen hatten mich immer gewundert.“
Tief atmend sah sie Prenturo an, der sie ebenfalls anschaute und sie dachte nur an ihn: „Ich habe
wirklich nichts erzählt, oder so. Außerdem finde ich es selber sehr verrückt, daß ein Mensch, mit
dem ich drei Jahre zu tun hatte, sich als ein Außerirdischer entpuppt.“
„Ich weiß.“, entgegnete er ernst nur an sie, „Ich weiß, daß du ihnen nichts gesagt hast. Aber der Rat
ist natürlich jetzt noch mißtrauischer als vorher. Hattest du eigentlich jemals irgendeine Vermutung
dahingehend?“
Leicht schüttelte Lisa ihren Kopf und antwortete: „Nein, leider. Nur seine Augen, die habe ich
immer als erstaunlich grün empfunden.“
„Hattet ihr eine engere Beziehung?“
„Weißt du das etwa nicht?“, fragte Lisa auf eine ironische Art verwundert, „Ich dachte, ihr hättet
mich völlig durchleuchtet, so mein Leben und meine Erfahrungen.“
Prenturo lehnte sich etwas vor und erwiderte ernst: „Nun ja, das schon, aber es könnte uns durchaus
etwas entgangen sein, was dieses Volk eventuell erfolgreich verschleiern konnte.“
„Ich werde auch dir,“, dachte Lisa bestimmt an ihn, „keinerlei private Fragen beantworten. Sehe ich
doch gar nicht ein mich hier ständig schlecht behandeln zu lassen!“
Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und blickte wie schon so oft aus dem Fenster. Es gab ihr
ein tolles Gefühl auf die Erde herabsehen zu können. Irgendwie gab es ihr sogar eine gewisse
Erhabenheit über ihre eigene Spezies, die jetzt nur noch kaum existierte.
„Schade eigentlich!“, dachte sie bedrückt für sich, „Jetzt da ich Fähigkeiten habe, die weit über das
menschliche Verständnis hinausgehen, nutzen sie mir eigentlich gar nichts.“
Wieder sah Lisa zu Prenturo und als sich ihre Blicke trafen, sagte sie in Gedanken nur zu ihm:
„Eigentlich würde ich gerne endlich eine Masavenda werden. Ich meine auch äußerlich!“
Verwundert betrachtete er sie und erkundigte sich: „Wie kommst du denn jetzt da drauf?“
„Ich weiß nicht, es ist mir eben so aufgefallen, daß ich es besser finden würde, wenn dieses ginge.“
„Der Rat will das eigentlich nicht.“
Lisa lehnte sich etwas vor und erwiderte beherrscht: „Das ist mir egal, ob dieser Rat etwas will,
oder in China fällt ein Sack Reis um! Ich will auch äußerlich eine von euch werden und zwar so
schnell wie möglich.“
Ebenfalls lehnte sich Prenturo vor und wunderte sich doch sehr über diese plötzliche Aussage, denn
damit hätte er besonders zu diesem Zeitpunkt nicht gerechnet. Überhaupt war er sich nicht sicher
gewesen, ob sie diesen Schritt wagen wollte, welches einer der Gründe war, warum er und Zyrastat
vorhatten ihr Gehirn telepathisch zu durchleuchten.
Schließlich lächelte der Masavenda etwas, als er nur zu ihr sagte: „Ich bin doch sehr erstaunt über
diese Anfrage.“
„Wirklich?“, fragte sie und lächelte ebenfalls etwas.
„Ja, ehrlich!“, erwiderte Prenturo ernst, „Mir war nicht bewußt, daß du so denkst.“
„Ja, trotz allem was geschehen ist! Verwundert mich gerade selber ein bißchen.“
Etwas nickte er und überlegte, daß er Zyrastat es später erzählen würde, wenn sie unter sich waren
und er dachte dann zu ihr: „Es gibt die Möglichkeit durchaus, denn einmal davon abgesehen, daß
wir auch mit dir auf einen unserer anderen Planeten fliegen könnten, so ist doch der Großteil des
Rates immer noch auf Masavenda und ich denke, daß ich sie vielleicht überzeugen könnte.
Vorausgesetzt Nandor und die anderen Fünf bleiben hier.“
„Sicher?“, erkundigte sich Lisa skeptisch und verzog etwas ihren Mund.
„Sehr sicher!“
„Sagst du das jetzt nur, wegen Peter und der Fremden?“
„Nein!“
„Sicher?“, wollte Lisa erneut wissen und betrachtete genau seine hellgrauen Augen.
Lächelnd nickte er und hörte Nandor der sagte: „Wir sind wieder auf der Brücke!“
Prenturo beobachtete, wie die anderen Masavenda diesen Raum verließen, und er fragte nur an Lisa
in Gedanken: „Willst du das meinem Freund hier auch sagen, oder soll ich es für mich behalten?“
Lächelnd lehnte sie sich wieder zurück und betrachtete Zyrastat, während sie verbal sagte: „Naja,
ich hatte mir eben überlegt, daß es ganz nett sein könnte, auch äußerlich eine von euch zu werden.“
„Wie kommt das denn?“, erkundigte sich dieser erstaunt, „Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.“
„Ach, ich weiß nicht.“, erwiderte Lisa und schaute die Beiden abwechselnd an, während sie sich
selber nicht zu einhundert Prozent sicher war, ob sie wirklich die richtige Entscheidung getroffen
hatte. „Aber,“, dachte sie für sich, „ich bin ja zur Zeit noch ein Mensch.“
Seufzend betrachtete Lisa ihre Bewacher und fragte neugierig: „Über was unterhaltet ihr euch?“
„Zur Zeit über dich!“, erwiderte Zyrastat und lächelte etwas, „Wie sind wirklich erstaunt über diese
Entscheidung von dir und müssen erst einmal beraten. Wir werden das dennoch auch mit dem Rat
besprechen, wenn wir zurück sind.“
„Falls wir zurückkommen!“, berichtigte Lisa ihn lächelnd.
„Von mir aus, falls. Nichtsdestotrotz werden wir deine Wahl unterstützen, je nachdem wie sie
letztendlich ausfallen mag.“
„Da bin ich mal gespannt!“ Sie sah wieder Prenturo an, der in Gedanken sagte: „Wie auch immer
du deine Zukunft siehst, du wirst diese frei ausleben können.“
„Tut mir leid, daß ich euch das nicht glauben kann!“
„Es tut mir leid, daß der ganze Anfang so schlecht zwischen uns gelaufen ist.“
„Und mir erst!“, entgegnete Lisa spöttisch und schüttelte leicht ihren Kopf.
„Nicht schon wieder!“, sagte Zyrastat laut und verärgert, woraufhin eines dieser Wesen neben dem
Tisch erschien und freundlich sagte: „Hallo zurück!“ Er setzte sich neben Lisa und fügte die
nachforschende Frage hinzu: „Was habe ich da eben gehört, du willst eine von ihnen werden?“
Erstaunt sah sie zu Prenturo, doch dieser blickte sie nur ernst an, und sie schaute wieder zu dem
Fremden, der damals Peter hieß, und antwortete einigermaßen ruhig: „Naja, vielleicht!“
„An deiner Stelle würde ich mir das gut überlegen, unter einem Volk zu leben, was mal ebenso über
sieben Milliarden Lebewesen umgebracht hat.“
„Wo sind unsere Schiffe?“, wollte Prenturo verärgert wissen, „Wir wollen sie sofort zurück.“
Etwas lachte das fremde Wesen und entgegnete mit einem ironischen Unterton: „Und wir wollen
sofort unsere Menschen, mit ihren schlechten und bösen Gesellschaften zurück! Und bekommen
wir das? Nein, natürlich nicht! Warum nicht? Na, weil ihr sie getötet habt und das einfach so, im
Vorbeiflug sozusagen!“
„Aber wir hatten sie zurückgewonnen! Oder warum mußte Lisa etwas so profanes machen, wie
Würfelspiele zu spielen?“
Mit einem wütenden Ausdruck lehnte sich der Fremde etwas zu ihm vor und erwiderte hart: „Wir
erstellen hier die Spielregeln und zwar ganz alleine! Denn wir…“, er machte eine Pause und sah Lisa
mit einem Lächeln an, „haben eine viel bessere Technologie und sind auch durchaus netter, als so
manch anderer.“
„Aber nicht attraktiver!“, entgegnete sie mit zusammengezogenen Augenbrauen.
„Von unserem Äußeren, oder auch vom Charakter?“
„Ich weiß noch nicht, aber unter Umständen beides.“
Lächelnd betrachtete der Fremde sie einen Moment, bevor er sagte: „Mein richtiger Name ist
übrigens Pranthra.“
Nickend schaute Lisa ihn an und entgegnete trocken: „Ich hatte mir schon gedacht, daß du
eigentlich einen anderen Namen besitzt!“
Er sah wieder die Masavenda an und fragte neugierig: „Warum macht ihr diese Genmanipulationen
eigentlich?“
„Aus Interesse und Neugier!“, antwortete Zyrastat relativ ruhig.
„Hat das auch einen tieferen Sinn?“
„Du wirst doch verstehen,“, fuhr Prenturo ihn gereizt an, „daß wir keiner fremden Spezies etwas
erzählen werden.“
„Immer mit der Ruhe, Masavenda!“ Pranthra sah erneut Lisa an und fügte lächelnd hinzu: „Im
Moment sitzen wir hier doch nur, oder?“
Sie nickte etwas und sagte dann schnippisch: „Aber ich hätte schon gerne meinen Gewinn!“
„Wie gesagt, immer mit der Ruhe!“
„Wie soll es denn jetzt weitergehen?“, erkundigte sich Prenturo einigermaßen beherrscht, denn er
war wirklich wütend über diese herablassende Art des Fremden.
Dieser sah ihm genau in die Augen und erwiderte scharf: „Wenn ihr nachher eure Raumschiffe
zurückbekommen, sowie die restlichen Menschen, die noch in eurem Besitz sind, auf der Erde
ausgesetzt habt, dann werdet ihr sofort und zwar alle dieses System verlassen! Und genauso wird es
weitergehen, denn wenn dem nicht so ist, werden wir entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten!
Habt ihr beiden Masavenda das verstanden?“ Erneut sah Pranthra zu Lisa und lächelte, als er
freundlich fragte: „Habe ich mich verständlich genug ausgedrückt? Meinst du, sie verstehen das?“
„Ich denke schon!“, antwortete sie und war doch überrascht darüber, daß dieser Fremde so
scheinbar nett zu ihr war, was sie dann auch dazu veranlasste skeptisch zu sagen: „Ich verstehe das
alles nicht so ganz. Erst kommt ihr hier herein und benehmt euch wie die letzten Idioten, und dann
sitzt du hier, neben mir und bist scheinbar doch freundlich. Da steckt doch noch etwas anderes
dahinter! Was ist es?“
Das fremde Wesen nickte leicht und verschwand ins Nichts.
„Das war nicht sehr diplomatisch von dir!“, dachte Prenturo mit einer unterschwelligen Verärgerung
zu ihr, während er dem Rat erzählte was geschehen war.
„Als würde Diplomatie bei denen etwas nützen.“
„Da hat sie wahrscheinlich recht!“, sagte Zyrastat und lächelte ihr zu.
„Wir müssen unbedingt zurück nach Masavenda Eins!“ Erst sah Prenturo sie an, dann seinen
Freund und er fügte ernst und verbal hinzu: „Ich muß zurück, und ich hoffe doch inständig, daß wir
einen kleinen Vorsprung vor den restlichen Ratsmitgliedern bekommen.“ Er blickte wieder Lisa an
und erkundigte sich: „Du fliegst doch mit uns, oder?“
„Wenn die andere Wahl darin besteht mit Nandor und so hierzubleiben, dann ja.“
„Gut, ich muß auf die Brücke.“ Damit erhob Prenturo sich und verließ den Raum.

 

Kapitel 34


Gar nicht gut hatte Prenturo in dieser Nacht schlafen können und erhob sich vom Bett noch bevor
die Sonne aufging, um sich eine schwarze Robe über den Leib zu ziehen. Wie in den letzten
Wochen jeden Tag, richtete er seine telepathischen Fähigkeiten Richtung Lisa aus, konnte sie jedoch
überhaupt nicht wahrnehmen. Auch konnte er zu seiner Überraschung keinen gedanklichen Kontakt
zu ihr herstellen.
„Zyrastat? Wo ist Lisa?“, fragte Prenturo besorgt, während er das Quartier verließ, „Ich kann sie
nicht mehr wahrnehmen.“
„Ich ebenso wenig!“, entgegnete dieser verwundert.
„Ich bin auf dem Weg zu ihrem Quartier.“, dachte Prenturo und machte sich große Sorgen, und
Lenghro fragte er in Gedanken: „Weißt du wo Lisa ist?“
„Nein. Wieso?“, wollte dieser überrascht wissen und fügte nach einer kleinen Pause hinzu: „Nandor
und die Anderen haben etwa vor einer Stunde den Planeten verlassen.“
Beunruhigt öffnete er die Tür zu Lisas Raum, doch der war leer. „Ich kann mir nicht vorstellen,“,
dachte er zu Zyrastat und Lenghro, „daß sie freiwillig gegangen ist. Nicht nachdem wie sie sich in
den letzten Stunden gefühlt und uns gegenüber verhalten hat.“
Prenturo trat wieder auf den Flur und sah links bereits die beiden Anderen, die zu ihm kamen,
während Zyrastat in Gedanken sehr ernst erwiderte: „Vielleicht hat Nandor sie mitgenommen,
damit wir nicht auf ihr Schiff feuern.“
Lenghro betrachtete die anderen Beiden besorgt und sagte schließlich: „Nach diesem gestrigen
Verhalten dieser Masavenda, hätten wir damit rechnen müssen.“
„Ich bin so blöd!“, entgegnete Prenturo verärgert über sich selbst, „Nachdem Lisa uns von Nandor
erzählt hatte, und wie er sich ihr gegenüber benommen hat, hätte ich sie niemals alleine gehenlassen
dürfen.“ „Oh ich Idiot!“, dachte er verzweifelt zu sich und hatte die Vision, daß Lisa dort oben nun
in einem der Ratsschiffe saß, in einem der kleinen, grauen Quartiere ohne Fenster.
„Wir konnten doch nicht wissen,“, versuchte Zyrastat ihn zu beruhigen, „daß er sie einfach mit sich
nimmt.“
„Wir müssen sofort auch hinauf. Ich muß sofort da 'rauf!“ Während Prenturo den weißen Flur mit
großen Schritten entlangging, fuhr er in Gedanken fort: „Es werden hoffentlich einige Schiffe dort
oben sein, die auf unserer Seite stehen, oder?“
„Mindestens tausend.“, antwortete Lenghro, „Wir können das Ratsschiff Sieben nehmen.“
„Alle dort unserer Meinung?“
„Ich denke schon.“
„Gut!“ Tief atmete Prenturo, als er durch die Tür in die Dunkelheit hinaustrat. Er machte sich große
Vorwürfe und vor allem Sorgen, daß Lisa etwas geschehen könnte. „Hoffentlich,“, dachte er für
sich, „paßt Pranthra wirklich auf sie auf, wie er es immer behauptet. Wenn ihr irgendetwas
Schlimmes geschehen sollte, wird er dafür mit zur Rechenschaft gezogen. Das schwöre ich!“
Nacheinander stiegen sie in eines der Shuttle, die neben dem Ratsgebäude standen und Prenturo
setzte sich sofort auf den Pilotensitz, um die Systeme zu starten.
„Mache dir keine Sorgen,“, hörte er Zyrastats Stimme, „die werden ihr gewiß nichts antun.“
„Es wäre nicht das erste Mal, daß Nandor jemanden tötet.“, entgegnete er bedrückt.
„Er wird doch keinen seines Volkes töten.“, entfuhr es Lenghro schockiert, der hinter ihm saß und
ihm seine Hand auf die Schulter legte, fuhr allerdings ruhig fort: „Wie Zyrastat eben sagte, ich
glaube auch, daß sie sie nur mitgenommen haben, um ungestört zu dem Planeten der Fremden zu
fliegen.“
Seufzend startete Prenturo das Shuttle und stieg in die Atmosphäre auf.
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„Echt supi!“, dachte Lisa sarkastisch für sich und betrachtete verärgert abwechselnd die beiden
Masavenda, die immer noch links und rechts neben der Tür standen, sich aber still miteinander
unterhielten, wie sie nicht freundlich lächelnd festellen konnte.
Lisa stand auf, trat vor die Beiden und sagte mit einem schwachen Lächeln: „So haben manche
Menschen auch dagestanden, wie perfekte, kleine, dumme Soldaten, die anscheinend zu blöd sind
selber genau über das nachzudenken, was sie machen und einfach blind irgendwelchen unsinnigen
Befehlen folgen. Kommt ihr euch nicht bescheuert dabei vor?“
Doch wie erwartet sagten die Zwei nichts dazu, sondern sahen sie nur schweigend an.
Kopfschüttelnd stellte Lisa sich nah vor den Einen und blickte ihm intensiv und tief in seine grauen
Augen, als sie leise fragte: „Glaubst du allen ernstes, daß der Weg, den Nandor und Krinas
eingeschlagen haben, der richtige ist?“
Dieser blickte sie nur still an. Seufzend und verständnislos, drehte sie sich um und begann die fünf
Schritte in dem kleinen Raum auf und ab zu gehen.
„Eine wirkliche Freiheit!“, dachte Lisa verärgert für sich, „Ich hätte es ahnen müssen, nachdem
Nandor bereits auf dem Flur so merkwürdig war, hätte ich es wissen müssen! Ich bin echt ein
Idiot!“, nochmalig seufzte sie, „Mein Drang diese Freiheit endlich zu genießen, war einfach zu groß
und hat mich unvorsichtig werden lassen. Aber wie konnte er nur durch mein Schutzschild dringen?
Das finde ich wirklich merkwürdig. Nur leider konnte ich es aufgrund dieser beschissenen
Ereignisse nicht einmal testen. Es ist anscheinend doch nicht so stark, oder?“
Sie setzte sich wieder auf das Bett und lehnte sich gegen die Wand, während sie ihre Augen schloß
und weiter überlegte: „Prenturo macht sich gewiß Vorwürfe mich alleine gelassen zu haben. Dabei
trifft ihn keine Schuld.“, ihre innere Stimme wurde bestimmter, „Ich habe es vermasselt und zwar
ganz alleine! Ich war viel zu überheblich und mir viel zu sicher mit der Unbesiegbarkeit meines
eigenen kleinen Schildes.“ Jetzt wurde ihre Stimme trauriger, als sie weiterdachte: „Nun ja, jetzt ist
es geschehen, und ich sitze hier in dieser echt supi Gefängniszelle!“
Erneut erhob sich Lisa und lehnte sich neben dem Bett an die Wand, um sich die beiden Masavenda
genauer anzusehen. „Wenn ich mir diese so anschaue, könnte ich nicht einmal genau sagen, ob sie
männlich oder weiblich sind.“ Etwas mußte sie kichern, was die Blicke der Zwei auf sie richtete,
dennoch sagten sie nichts. Mit einem abwertenden Lächeln betrachtete sie sie stumm und hoffte
inständig, daß Pranthra das sehen würde und sie alsbald hier herausholte.
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Prenturo saß auf einem der drei mittleren, schwarzen Sessel auf der Brücke mit einem stetig
anwachsenden schlechten Gefühl in sich. Ihm war klar, daß Zyrastat recht damit haben werden
würde, und sie Lisa tatsächlich deswegen mit sich genommen hatten. „Aber,“, so dachte er bedrückt
für sich, „sie könnten sie auch als Druckmittel verwenden, um irgendetwas durchzusetzen.“
Und nur zu Zyrastat, der am Kommunikationsterminal schräg hinter ihm saß, dachte er ernst: „Ich
frage mich schon die ganze Zeit, wie Nandor die Fremden vernichten will?!“
„Ich denke,“, antwortete er ausschließlich ihm, „daß sie den Rat der Fremden befolgen und sie
tatsächlich mit Waffen angreifen.“
„Das kann dennoch nicht funktionieren! Welche Spezies sagt dem Feind: Mit der Waffe könnt ihr
uns nicht töten, nehmt lieber die andere, die geht! Wer würde so etwas erzählen? Und mit welchem
Hintergrund? Das kann doch nur eine Falle sein oder irgendetwas ähnliches, was letztendlich
wahrscheinlich uns alle vernichten wird.“
Ein längeres Schweigen entstand, bis Zyrastat in Gedanken erwiderte: „Ich sehe dieses ebenso.
Frage Nandor das, wenn er sich meldet. Falls er sich meldet.“
„Der nimmt mit ganz großer Sicherheit mit uns Kontakt auf und wird uns bestimmt Lisa vorführen,
die dann zwischen ihnen auf der Brücke stehen muß. Sie tut mir wirklich unendlich leid.“
„Ja, erst die letzten Wochen und dann, wenn es soweit ist, daß sie endlich, endlich etwas Freiheit
bekommt, wird diese ihr sofort wieder genommen.“
Nachdenklich lehnte sich Prenturo zurück, während er den Bildschirm nicht aus den Augen ließ, auf
dem nicht nur ein Teil seines Planeten zusehen war, sondern auch einige tausend Masavendaschiffe,
die um diesen kreisten, und er dachte betrübt für sich: „Es tut mir ehrlich leid für sie. Das hat Lisa
am allerwenigsten verdient. Obwohl ich glaube, daß sie gut durchhalten wird und Nandor dennoch
die Stirn bietet, was sich aber auch schlecht auswirken könnte.“ Tief atmete er durch und versuchte
diese Sorge, die er empfand in sich zu vergraben, um nicht am Ende davon negativ beeinträchtigt zu
werden.
„Also, um ehrlich zu sein,“, dachte Prenturo ernst für sich und rieb sich mit der rechten Hand sein
Kinn, „habe ich mir in meinem ganzen Leben noch niemals so viele Sorgen um einen Masavenda
gemacht, wie um Lisa. Das beunruhigt mich noch zusätzlich.“ Er setzte sich wieder gerade hin, um
sich in Gedanken zu befehlen: „Schluß jetzt damit!“
———————————-
Mit hinter dem Rücken verschränkten Händen und noch immer an die Wand gelehnt, stand Lisa da
und behielt die beiden Masavenda genau im Auge, ebenso wie diese sie. Ernst betrachtete sie sie
immer wieder abwechselnd und konnte sich nicht erklären, wie Lebewesen so dumm sein können,
Befehle auszuführen und nicht darüber nachzudenken, was eigentlich richtig ist.
„Nein, das kann ich wirklich nicht verstehen!“, dachte sie traurig zu sich und konnte auf einmal die
Anwesenheit von Nandor spüren, der den Flur entlangkam und schließlich vor der Tür stehenblieb.
Als diese sich öffnete, schaute Lisa ihn mit einem leichten Lächeln an und dachte belustigt nur an
ihn: „Na? Willst du mich jetzt mit auf die Brücke schleifen, um Prenturo zu beweisen, daß du mich
einfach entführt hast und mich nun als Druckmittel einsetzen?“
Er reagierte jedoch mit keinem Wort darauf, sondern nickte den anderen Beiden zu, die nach ihren
Oberarmen griffen und sie mit sich zogen. Lisa wehrte sich nicht, sondern ertrug es einfach mit
einem ernsten, fast schon vernichtenden Gesichtsausdruck für alle denen sie auf den Fluren
begegneten.
Nach einer Fahrstuhlfahrt kamen sie auf die Brücke, die weiß war, mit einem schwarzen Fußboden
und einigen Sesseln. Die beiden Masavenda stellten sich mit ihr vor den Bildschirm und Nandor
neben diese.
„Baut eine Verbindung zu dem Ratsschiff Sieben auf!“, befahl er.
Große Besorgnis durchfuhr Lisa, als sie die vielen Masavendaschiffe betrachtete, die auf dem
Bildschirm zu sehen waren. Es dauerte nicht lange, bis dort plötzlich Prenturo erschien, der auf der
Brücke stand und ihr leicht und ernst zunickte.
„Wie du siehst,“, schnauzte Nandor laut, „haben wir Lisa mitgenommen. Wenn ihr uns also
beschießen wollt, dann riskiert ihr ihren Tod ebenfalls.“
„Ich weiß gar nicht, was ich zu so viel Bosheit noch sagen soll.“, entgegnete er ernst, „Ich bin
wirklich sprachlos.“ Wieder betrachtete Prenturo Lisa, die ihm genau in die Augen sah und es sehr
schade fand, daß sie sich nicht wenigstens mit ihm kurz austauschen konnte, geschweige denn mit
überhaupt jemandem.
Er sah wieder Nandor an und fragte ruhig: „Was habt ihr denn jetzt vor? Wollt ihr tatsächlich die
Fremden mit Waffen niederstrecken?“
„Das werden wir tun und hindert ihr uns daran, wird es euch schlecht bekommen!“, erwiderte dieser
wütend.
Krinas trat neben ihn und ergänzte verärgert: „Behindert uns nicht, ansonsten werden wir
entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten.“
Plötzlich brach die Verbindung ab und Nandor rief böse: „Was soll das? Wir waren noch nicht
fertig!“
„Sie nehmen keine Verbindung mehr auf!“, war ein Anderer zu hören.
„Dieser Masavenda macht mich wirklich wütend!“, sagte Nandor unbeherrscht und stellte sich vor
Lisa, als er zu ihr mit einem innerlichen Lächeln dachte: „So und nun zu dir! Ich werde mir jetzt
noch einmal in aller Ruhe alle deine Gespräche mit diesem Fremden ansehen.“ Mit Spott fügte er
hinzu: „Diesem angeblichen Freund.“
Nichts entgegnend betrachtete Lisa nur die dunkelgrauen Augen ihres etwas kleineren Gegenübers
mit einem hohen Maß an Verachtung, und Nandor dachte weiter und gespielt verwundert zu ihr:
„Gar keine spitze Bemerkung darauf? Was ist denn, Lisa, geht es dir etwa nicht mehr so gut?“
„Du kotzt mich echt an!“, entfuhr es ihr zwangsläufig in Gedanken, aber gelassen, „Was ist dein
Problem? Waren deine Eltern nur zu doof, oder stammst du aus der Spezies der Amöben?“
Eine überaus große Welle der Aggression schlug ihr entgegen und Nandor drehte sich um, während
ihre zwei Wachen sie hart hinter ihm her mit sich in den Fahrstuhl schliffen.
„Aber ich habe gewußt,“, sprach Lisa deprimiert in Gedanken nur zu sich, „daß es niemals enden
wird. Um ausnahmsweise einmal etwas Selbstmitleid zu haben, muß ich einmal betonen, daß es
bereits so ist, seitdem ich fünfzehn war. Mir geschehen dauernd gute Dinge und dann kommt
jemand, der mir sofort einen Genickbruch verpasst. Das ist wirklich nicht fair!“
Als sich die Aufzugtür öffnete, kamen sie in einen leeren, großen Gemeinschaftsraum, dessen
Fenster Lisas Blick auf sich zogen. Sie konnte zwar keinen Masavenda denken hören, aber sie
konnte viele verschiedene Emotionen spüren, und sie konnte die vielen Schiffe sehen. Es schien für
sie, als wären es weit über tausend.
Die beiden Masavenda drückten sie auf einen Stuhl, den Nandor fernab der Fenster hinstellte. Er
selbst setzte sich ihr gegenüber und sagte überheblich: „Du brauchst gar nicht versuchen dein
Schutzschild aufzubauen, denn ich komme dort sowieso durch!“
„Du wirst niemals alles zu sehen bekommen!“, erwiderte Lisa bestimmt.
„Würdest du darum wetten?“
Skeptisch sah sie ihn an und sagte: „Ich dachte Masavenda machen so etwas nicht.“
Unbeirrt hob er seine Arme an und führte seine Hände mit einem Lächeln langsam immer näher an
ihr Gesicht heran. Lisa hatte dennoch ihr Schutzschild aufgebaut und konnte sehen und fühlen, wie
er dort hindurchdrang, wie ein Messer in weiche Butter.
„Ich sagte dir doch,“, hörte sie seine aggressive Stimme in ihrem Gehirn, „daß du es nicht einmal
versuchen brauchst. Läßt du mich das alles freiwillig sehen, oder möchtest du lieber bewußtlos hier
sitzen?“
„Du kannst mich mal!“
„Wie du willst!“
Innerhalb weniger Sekunden wurde es immer dunkler um Lisa herum, bis sie plötzlich ihr
Bewußtsein verlor.
———————————-
Die Verbindung hatte Prenturo abbrechen lassen, mit den genervten und verärgerten Worten:
„Macht das bloß aus! Ich kann die Beiden nicht mehr ertragen!“, bevor er sich wieder auf den
Sessel gesetzt hatte und darüber nachdachte, wie sie weiter verfahren sollten.
„Ich bin dafür,“, dachte Lenghro an alle, als er die Brücke erneut betrat, „daß wir ersteinmal an den
Rand unseres Sonnensystems fliegen.“
„Und dann?“, wollte Prenturo bedrückt wissen, „Ich will nicht ihr Leben riskieren.“
„Wir müssen Nandors Schiff nicht gleich zerstören.“, entgegnete die Copilotin, „Wir könnten ihnen
ihre Antriebe zerschießen.“
„Wobei wir aber eventuell die lebenserhaltenden Systeme mit beschädigen könnten.“, gab Zyrastat
zu bedenken.
„Wahrscheinlich ist jeder dieser Wege falsch.“, dachte Prenturo betrübt an alle, „Jeder Weg, den wir
durchdacht haben, hat immer Verluste. So oder so, es wird sich negativ auswirken.“
„Pessimist!“, entgegnete Lenghro lächelnd und gab den Befehl: „Fliege uns an den Rand unseres
Systems, und Zyrastat kläre es mit den anderen.“
Ernst schaute Prenturo Lenghro an, der vor ihm stand und ihn ebenfalls ansah und nur zu ihm
dachte: „Ich weiß, du sorgst dich sehr um Lisa, nur wenn wir es verhindern wollen, daß die
Fremden uns am Ende vernichten, haben wir vielleicht gar keine andere Wahl.“
„Ich hoffe immer noch, daß Pranthra sie da herausholt.“
„Wenn er das ernst gemeint hat, daß sie auf Lisa aufpassen, dann wird er das bestimmt machen.
Immerhin haben sie uns mehrfach angedroht uns zu bestrafen, wenn wir sie nicht gut behandeln.“
Lenghro setzte sich neben ihn und erkundigte sich allgemein in Gedanken: „Sollen wir noch einmal
Kontakt mit ihnen aufnehmen? Ich könnte auch mit Nandor sprechen.“
„Sprich du…“, antworteten Zyrastat und Prenturo gleichzeitig und ersterer vollendete den Satz: „mit
ihm!“
„Oder sollen wir warten, bis sie sich noch einmal melden?“
„Vielleicht,“, warf der Pilot ein, „wäre es besser, wenn wir Stellung beziehen und auf sie warten,
ersteinmal jedenfalls, um zu sehen was passiert.“
„Ich habe allen bescheid gesagt.“, war Zyrastat zu hören, „Sie bestätigen ebenfalls an den Rand des
Systems zu fliegen.“
„Dann wissen wir wenigstens genau auf wieviel Mithilfe wir zählen können.“, dachte Lenghro an
alle.
„Jetzt sind es bereits 7000 Raumschiffe, die uns folgen.“, sagte die Copilotin.
„Von etwa zwanzigtausend, die um Masavenda fliegen.“, ergänzte der Pilot.
Nervös betrachtete Prenturo den Bildschirm, und er wußte, daß Lenghro leider recht damit hatte,
Lisa in diesem Fall nicht unbedingt berücksichtigen zu dürfen, wenn sie einen unberechenbaren
Krieg verhindern wollten. Dieses allerdings gefiel ihm gar nicht.
———————————-
Langsam kam Lisa wieder zu sich und blickte plötzlich in Nandors dunkle Augen, der zu ihr
verärgert dachte: „Wir nehmen dich wieder mit auf die Brücke, damit wir dich genau beobachten
können.“
„Arsch!“, entgegnete sie nur hasserfüllt.
Er erhob sich und die Wachen zogen sie an ihren Armen wieder hoch und hinter ihm her in den
Fahrstuhl hinein.
Ruhig schaute Lisa Nandor an, der vor ihr stand und schließlich mit einer untergründigen Wut zu
ihr dachte: „Selbst wenn dieser Fremde ein Freund von dir ist, so hattest du noch lange nicht das
Recht uns vor ihnen so zu deffamieren.“
„Wie bitte?“, fragte sie überrascht und mit einem aufkommenden Ärger.
„Du hast schon ganz richtig gehört!“, fuhr er sie an und trat als erstes aus dem Aufzug heraus auf
die Brücke.
Die Wachen stellten sich mit Lisa links an den Rand, die den Bildschirm betrachtete und erkennen
konnte, daß es inzwischen einige Schiffe mehr waren, die um den Planeten kreisten. Genau konnte
sie spüren, daß Krinas Nandor etwas erzählte, was ihn noch wütender werden ließ, als er es sowieso
schon war. Nur zu gerne hätte sie gewußt, worum es sich genau handelte, obwohl sie sich denken
konnte, daß Prenturo und die Anderen irgendetwas machten, was ihnen hier nicht gefiel.
Lächelnd schaute Lisa abwechselnd zwischen Nandor und Krinas hin und her, die sie ebenfalls
ansahen, und sie sagte schließlich verbal: „Ich frage mich wirklich, wie ihr die Fremden vernichten
wollt. Habt ihr schon einmal daran gedacht, daß diese Aussage auch eine Falle gewesen sein könnte,
in dem sie euch aufforderten sie doch lieber mit Waffen niederzustrecken? Kommt euch das nicht
auch seltsam vor?“
Grinsend konnte sie genau fühlen eine Diskussion damit auf der Brücke ausgelöst zu haben, und sie
spürte Nandors unbändige Wut über diese ihre Aussage, was sie dazu veranlasste nur an ihn zu
denken: „Hättest mich halt nicht mit auf die Brücke nehmen dürfen.“
Er hingegen drehte sich nur um und gab den Befehl: „Wir starten!“
„Idioten!“, entfuhr es Lisa mit einer verärgerten Enttäuschung, abermals recht lautstark, „Ihr begeht
damit einen großen Fehler!“
„Sei still!“, entgegnete Krinas gereizt und trat an sie heran.
Mit einem vernichtenden Ausdruck betrachtete Lisa sie und fragte nur an sie in Gedanken: „Stehst
du eigentlich wirklich hinter dem, was ihr macht?“
Diese drehte sich jedoch um und stellte sich wieder neben Nandor vor den Bildschirm.
Kopfschüttelnd und mit einem Seufzen betrachtete Lisa die Beiden von hinten und konnte nicht so
ganz nachvollziehen, warum sie das so unbedingt wollten. „Wie wird Prenturo jetzt weiter
verfahren?“, fragte sie sich still, „Ob sie dennoch dieses Schiff angreifen im Notfall? Aber sollen sie
es ruhig machen, mir ist es lieber zu sterben, als in einen Krieg mit hineingezogen zu werden!“
———————————-
Es waren insgesamt 7543 Raumschiffe, die hier mit ihnen ausharrten, und es waren weitere 3500 zu
ihnen unterwegs.
Schweigend betrachtete Prenturo weiterhin den Bildschirm, auf dem nichts zu sehen war, außer die
zwei Sonnen des Systems und hörte den Gesprächen zu, die auf der Brücke und im gesamten Schiff
stattfanden, sowie auch in den Raumschiffen neben ihnen.
„Ich empfange eine Botschaft!“, dachte Zyrastat an alle, „Sie ist von Masavenda Zehn und darin
steht, daß es nach einer Demonstration von etwa zwei Millionen Bürgern, die gegen das vorgehen
von Nandor und dem Rat hier protestiert hatten, es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen
gekommen sei.“ Er machte eine Pause, holte tief Luft und fügte geschockt hinzu: „Mit mehr als
siebenhunderttausend Toten.“
Verwundert war Prenturo bereits nach dem ersten Teil aufgestanden und blickte nun ernst Zyrastat
an, der nur nickte und in Gedanken betroffen sagte: „Die Anderen hier bestätigen diese Botschaft.“
„Das kann doch nicht wahr sein.“, dachte Lenghro besorgt und ging zu ihm, um sich diese
Nachricht ebenfalls anzusehen.
Fassungslos und besorgt setzte sich Prenturo erneut und starrte auf den Bildschirm, während er sich
fragte, wie es dort bereits soweit kommen konnte, daß sich diese zwei Parteien brutal bekriegten.
„Ich kann das kaum glauben!“, sagte er an alle in Gedanken, „Ich kann mir nur schwer vorstellen,
daß es so plötzlich so viele Tote geben soll.“
„Laut der Kennung,“, entgegnete Zyrastat, „ist sie von Masavenda Zehn.“
„Kann ich bestätigen!“, gab ihm die Copilotin recht.
„Dennoch,“, dachte Prenturo verwundert, „irgendwie kann ich das nicht richtig glauben, daß dieses
so schnell einen solchen Streit auslöst.“
„Wir können es leider im Moment nicht prüfen.“, erwiderte Lenghro einigermaßen ruhig, der sich
wieder neben ihn setzte und ihn genau ansah, während er nur an ihn dachte: „Ein neuer Bürgerkrieg,
oder vielleicht eine Lüge der Fremden, um uns negativ zu beeinflussen?“
„Gute Frage.“ Kurz schaute Prenturo auf den Bildschirm, bevor er ihn wieder ansah und nur an ihn
still weitersprach: „Mir wäre es lieber es wären die Fremden.“
„Eine weitere Botschaft!“, sagte Zyrastat, „Es ist Nandor, der eine visuelle Verbindung befielt.“
Lenghro erhob sich und stellte sich vor den Bildschirm, während er dachte: „Dann laßt uns mit ihm
reden.“
Hingegen blieb Prenturo sitzen und betrachtete diesen nur, während ihn diese Nachricht sehr
schockierte, was dann aber etwas dadurch abgelenkt wurde, daß alsbald dort Nandor und Krinas zu
sehen waren, sowie am Rand Lisa, die zwischen zwei weiteren ihm unbekannten Masavenda stand.
Er sah ihr an, daß es ihr nicht sehr gut ging, was ihn auf den Gedanken brachte, daß Pranthra sich
mit Sicherheit noch nicht hatte blicken lassen, dieses schmälerte seine Hoffnung darauf deutlich.
„Wir sind jetzt gestartet,“, begann Nandor hart, „und wenn ihr uns nicht ungehindert fliegen laßt,
dann werden wir entsprechend darauf reagieren.“
„Ich bitte euch,“, erwiderte Lenghro ruhig, „nehmt endlich Vernunft an und unterlasst weiteres
gegen die Fremden.“
„Was sonst?“, sagte Krinas aggressiv, „Wollt ihr uns vernichten?“
„Macht es ruhig,“, rief Lisa von hinten, „lieber sterbe ich, als in einem Krieg zu sein.“
„Ach Lisa!“, dachte Prenturo leicht lächelnd für sich, „Du bist wirklich ein ganz toller Charakter!“
„Wir möchten keine solche Maßnahmen gegen euch einleiten müssen.“, entgegnete Lenghro
besorgt, „Wir wollen euch auch nicht drohen, aber wir werden euch daran hindern in das System der
Fremden zu fliegen.“
„Ich kann sie auf den Scannern sehen.“, dachte die Copilotin an alle, „Sie kommen auf uns zu.“
„Ihr könnt uns nicht daran hindern!“, schnauzte Nandor wütend, „Unterlasst gefälligst dieses
alberne Gehabe und laßt uns in Ruhe unsere Mission vollenden. Wenn nicht…“
„Unterbreche bitte die Verbindung!“, bat Lenghro Zyrastat, der dieses sofort tat.
„Sollen wir auf ihre Antriebe feuern?“, fragte die Copilotin.
„Wie weit sind sie noch entfernt?“, wollte Prenturo nachdenklich wissen.
„In zehn Minuten sind sie in Waffenreichweite.“, antwortete der Pilot.
Lenghro setzte sich wieder neben ihn und dachte an alle: „Wenn sie an uns vorbeifliegen, aus dem
System heraus, dann sollten wir tatsächlich ihre Antriebe zerstören.“
Beunruhigt sah Prenturo ihn an und sagte nur zu ihm in Gedanken: „Eigentlich bin ich damit nicht
einverstanden.“ Wieder sah er auf den Bildschirm und atmete tief, als er plötzlich die anderen
Raumschiffe sehen konnte. Nervös rieb er sich sein Kinn und machte sich zu seinem Erstaunen
mehr Sorgen um Lisa, als um sein Volk, obwohl er wußte, daß er diese Emotion unterdrücken
mußte.
———————————-
Mit einem gelassenen Gesichtsausdruck betrachtete Lisa Nandor, der wütend vor ihr stand und zu
ihr verärgert in Gedanken sagte: „Du kannst wirklich niemals deinen Mund halten, oder? Du
kleiner, widerlicher Mensch.“
„Du hast echt ein Problem.“, entgegnete sie verbal und ernst, „Warst du in deinem früheren Leben
vielleicht mal eine Küchenschabe und sind deine Eltern von einem Schuh erschlagen worden?“
Nandor griff nach ihrem Kragen und drückte sie gegen die Wand, während er nur zu ihr und mehr
als gereizt dachte: „Dieses unverschämte Verhalten werde ich nicht länger tolerieren!“
„Los, töte mich!“, fordert Lisa ihn lächelnd, aber für alle hörbar, dazu auf, „Das macht dir doch
Spaß zu töten! Also tue es, dann kann ich wenigstens endlich meine Eltern wiedersehen!“
„Nandor, bitte.“, sagte Krinas hart und zog ihn an der Schulter zurück, „Beruhige dich, es gibt
Wichtigeres als sie!“
Er drehte sich schließlich um, trat wieder an den Bildschirm heran und befahl laut: „Beschleunigt
auf Höchstgeschwindigkeit, Kurs auf das System der Fremden.“
Tief atmete Lisa durch und lehnte sich gegen die Wand, während sie abwechselnd die Anwesenden
auf der Brücke betrachtete und für sich überlegte: „Es ist wirklich unglaublich, wo ich hier gelandet
bin. Im Grunde ist es schlimmer, als auf der Erde, denn dort lebte ich in Deutschland, in Europa zu
einer Zeit des Friedens dort. Und hier sitze ich nun an der Front. Kein wirklicher Aufstieg, würde
ich behaupten. Wahrlich ätzend!“ Sie seufzte leise, während sie weiterdachte: „Es ist klar, daß sich
Pranthra oder sonstwer nicht hierher teleportiert. In dieser Situation würde ich das auch nicht
machen.“
Auf dem Bildschirm konnte Lisa die anderen Masavendaschiffe sehen, denen sie immer näher
kamen. Die Beunruhigung in ihr wuchs stetig, für jeden hier erkennbar. Nervös verschränkte sie
ihre Hände hinter dem Rücken und war sich nicht sicher, was als nächstes geschehen würde.
Doch wie aus dem Nichts erschien auf einmal direkt vor ihr Pranthra, umfasste wortlos ihren Arm
und teleportierte sich mit ihr weg.
Als Lisa sich erstaunt umblickte, stand sie auf der Brücke in einem Raumschiff der Fremden und
neben ihr stand Pranthra, der lächelnd sagte: „Wir warten noch etwas.“
Wahrlich verwundert schaute sie ihn an und lächelte dann, als sie meinte: „Vielen Dank! Ich wußte,
daß du mich nicht einfach dort lassen würdest.“
Ernst nickte er etwas und Lisa erschrak ein wenig, als plötzlich Prenturo neben ihr erschien, der sie
mehr als erstaunt anblickte und dann Pranthra, als er verärgert fragte: „Was soll das?“
„Wir warten noch etwas.“, wiederholte dieser nur und unterhielt sich in seiner Sprache mit einem
der anderen acht Anwesenden auf der Brücke.
„Schön dich wiederzusehen!“, dachte Lisa erfreut an ihn.
„Ich finde es ebenfalls schön und mehr als erstaunlich dich so plötzlich zu sehen.“, erwiderte er
lächelnd in Gedanken, „Wie geht es dir?“
„Jetzt besser!“
„Haben sie dich sehr schlecht behandelt?“
„Naja geht so!“, entgegnete sie zerknirscht und war sehr überrascht, als plötzlich Zyrastat und
Lenghro vor ihnen erscheinen, die sie erstaunt anschauten und letzterer sofort wissen wollte: „Was
geht hier vor?“
„Wir warten.“, sagte Pranthra ernst.
„Schön dich wiederzusehen, Lisa!“, dachte Zyrastat lächelnd und Lenghro stimmte ihm zu.
„Ich wußte,“, hörte sie Prenturos Stimme in ihrem Kopf, „daß Pranthra dich dort herausholen
würde.“
„Ja, ich auch, nur was macht ihr hier?“
„Das wüßte ich auch gerne!“
Alle Masavenda staunten nicht schlecht, als plötzlich auch Nandor und Krinas neben ihnen
erschienen, wobei ersterer, zu ihrem noch größeren Erstaunen, begann sich mit Pranthra in der
Sprache der Fremden zu unterhalten.
„Was soll das?“, fragte Lisa leise.
Schweigend und staunend betrachteten die Masavenda, wie sich nun auch Krinas mit in das
Gespräch einmischten. Plötzlich erschienen noch vier weitere Masavenda des Rates der Eins.
Prenturo konnte kaum glauben was er da sah, aber langsam dämmerte ihm was geschehen sein
könnte.
Die Vier des Rates, sowie Nandor, Krinas und Pranthra drehten sich zu ihnen um und letzterer sagte
ernst: „Wir haben euch von Anfang an versucht klar zu machen, daß es keine gute Idee ist gegen
uns vorzugehen.“
„Wir wollten das auch nicht.“, unterbrach Prenturo ihn verärgert.
„So? Ihr wolltet das nicht? Und wieso wollten uns dann fast die Hälfte eures Volkes vernichten?
Wir wissen, daß ihr drei nichts dafür könnt und Lisa schon einmal gar nicht.“ Lächelnd trat Pranthra
an sie heran und nahm ihre Hand in seine, während er noch hinzufügte: „Wir konnten leider nicht
eher handeln, ich hoffe diese Zeit war nicht zu schlimm für dich.“
„Ähm!“, entgegnete Lisa zögernd und blickte an ihm vorbei, als sie weitersprach: „Du kannst ja mal
die dort fragen.“
Leicht nickte er und stellte sich wieder neben Nandor, als Lenghro verwundert, aber etwas gereizt
sagte: „Ich würde jetzt wirklich gerne wissen, was das zu bedeuten hat!“
Überrascht und erstaunt konnten alle beobachten, wie auf einmal diese sechs Masavenda des Rates
in sich zusammensackten und eine grünliche, halb durchsichtige Materie aus deren Augen
heraustraten und schwebend in einer Höhe von etwa zwei Metern verweilten, während Pranthra
erklärend und mit einem leichten Lächeln sagte: „Wir haben uns überlegt, da euer Volk anscheinend
nicht bereit ist endlich Frieden zu halten, euch vier die Wahrheit zu sagen, damit ihr mit diesem
Wissen euer Volk davon überzeugen könnt, einen anderen Weg zu gehen.“ Er schaute Prenturo an
und fügte ernst hinzu: „Nur zur Information, es gab wirklich eine gewaltsame Auseinandersetzung
auf Masavenda Zehn, und sie haben sich dort tatsächlich zum Teil gegenseitig getötet.“
Dieser nickte etwas und Pranthra sprach weiter: „Wie ihr hier seht, sind wir eigentlich eine andere
Spezies. Als Nandor den Goullaeh tötete, ist mein Freund hier in ihn geschlüpft und hat ihn ganz
subtil zum Extremen getrieben. Wir benutzen diese Spezies als Hüllen, um uns mit Lebewesen, wie
euch austauschen zu können.“
Er schaute erneut Lisa mit einem Lächeln an, die dieses erwiderte und sie sagte: „Das waren also
die Lebewesen auf dem Bild in dem Haus.“
„Ja genau, meine Spezies.“, entgegnete Pranthra freundlich und wurde wieder ernst, als er alle
abwechselnd ansah und erklärte: „Wir können in die Gehirne anderer eindringen und sie
beeinflussen. Wir können das auch machen, ohne bemerkt zu werden. Diese sechs Masavenda
werden sich an unsere Anwesenheit nur erinnern, weil meine Freunde ihnen zum Schluß
klargemacht haben, wer wir sind und um wieviel mächtiger wir sind.“ Wieder lächelte er und fügte
amüsiert hinzu: „Wir haben nur sechs Masavenda gebraucht, um ein Volk von über sechzig
Milliarden in einen Bürgerkrieg zu stürzen, und wenn ihr mal auf den Bildschirm sehen wollt…“
Alle sahen dorthin und erkannten die Schiffe mit denen sie gekommen waren, die nun zum Teil
beschädigt umhertrieben.
„Ihr seht,“, fuhr Pranthra ernst fort, „daß es keine gute Idee ist, sich mit uns anzulegen.“
„Das heißt,“, erwiderte Prenturo verwundert, „daß ihr diese sechs Ratsmitglieder, die sich so
vehement für einen Krieg gegen euch eingesetzt hatten, ihr selber wart?“
„Nur indirekt. Meine sechs Freunde hier haben diese Masavenda nur etwas beeinflußt, bis ihre
Einstellungen so extrem waren, daß das Kommende nicht mehr aufzuhalten war. Allerdings bestand
bei allen sechs schon vorher der Wunsch uns auf jedenfall vernichten zu wollen.“
„Das ist aber sehr hinterhältig!“, entgegnete Zyrastat verärgert.
„Nicht hinterhältiger, als knapp sieben Milliarden Lebewesen zu töten und damit beinahe eine
ganze Spezies auszurotten.“
„Aber ihr habt damit auch uns bestraft, die da gar nichts für können!“, fuhr Prenturo ihn an.
„Mit gefangen, mit gehangen!“ Pranthra lachte etwas und sah wieder Lisa an, als er sagte: „Deine
Leidenszeit ist ein für alle mal vorbei. Meine Freunde haben Nandor und Krinas bewußt gemacht,
daß sie mit dir nicht so umspringen dürfen und…“
„Und wieso hat sich Nandor alle Gespräche mit dir angesehen?“, unterbrach Lisa ihn etwas
ungehalten.
„Wie gesagt, meine Freunde haben sie nur untergründig beeinflußt und nicht die Kontrolle
übernommen, wie ich in diesem Goullaeh oder damals in dem Menschen. Aber es wird dir nichts
weiter in dieser Richtung bevorstehen und dein Volk wäre nahezu einstimmig dafür, daß du frei
Leben kannst.“ Pranthra mußte plötzlich etwas Lachen, als er sagte: „Ich soll dir aber von meinem
Freund ausrichten, daß Nandor weder von der Spezies einer Amöbe, noch von der einer
Küchenschabe abstammt, sondern viel mehr von einem Gorilla der Erde.“
„Ach du veräppelst mich.“, erwiderte Lisa amüsiert.
„So, wirklich?“ Er sah Prenturo an und sagte auffordernd: „Los, sage ihr die Wahrheit.“
„Er hat recht.“, dachte er zu ihr.
Lisa konnte sich nicht zurückhalten und begann zu lachen, während sie prustete: „Das ist absolut
passend. Ich hätte es wissen müssen.“
„Aber um uns nun wieder den ernsten Dingen zuzuwenden,“, meinte Pranthra bestimmt und sah die
Masavenda abwechselnd an, „euch steht nun eine echte Herausforderung bevor, denn ihr müßt die
Hälfte eures Volkes zur Vernunft bringen. Und ich rate euch, euch niemals wieder im System der
Erde blicken zu lassen, noch in das System der Goullaeh zu fliegen! Es ist klar, daß es natürlich
nicht unsere Heimat ist.“ Belustigt fügte er an: „Wir sind doch nicht blöd!“
„Was ist denn mit unseren Raumschiffen?“, wollte Lenghro vorsichtig wissen.
„Die zweiundzwanzig, die verschwunden sind?“
„Ja, welche sonst?!“
Leicht lächelte Pranthra und betrachtete einen Moment Lisa, die ihn ebenfalls so ansah, bevor er die
Masavenda erneut abwechselnd anschaute und ernst sagte: „Im Gegensatz zu euch, oder auch
anderen Spezien des Universums, töten wir wirklich niemals jemanden.“
„Nein, ihr lasst lieber töten.“, sprach Zyrastat ihm verärgert dazwischen.
„Nein, das war die alleinige Entscheidung deines Volkes! Aber um auf diese Raumschiffe
zurückzukommen, die sind seit geraumer Zeit im Orbit eures eigenen Planeten. Wir mußten dafür
sorgen, daß genug Verpflegung für sie vorhanden ist. Die Besatzungsmitglieder wissen alles, was
auf eurem Planeten besprochen und entschieden wurde. Wir haben ihnen nichts vorenthalten, aber
wir haben uns entschlossen, sie euch zurückzugeben und die Tarnung wird bald aufgehoben.“
„Ihr seid echt krass!“, entfuhr es Lisa lächelnd, „Und wirklich für Überraschungen gut!“
Ebenfalls lächelnd kam Pranthra wieder auf sie zu und sagte: „Ich hoffe, du wirst deinem Volk
helfen auf den richtigen Weg zu kommen.“
„Na, ich weiß nicht.“, entgegnete sie ablehnend, „Eigentlich hätte ich lieber Ruhe, so endlich mal,
nach so langer Zeit.“
„Ich weiß.“ Wieder sah er Prenturo an und fügte lächelnd hinzu: „Ich hoffe, du paßt gut auf sie auf.“
„Natürlich!“, erwiderte dieser sofort überzeugt.
Pranthra blickte wieder Lisa an und erklärte ernst: „Ich persönlich werde wahrscheinlich ersteinmal
nicht mehr in deiner Nähe sein, denn es gibt noch andere Aufgaben.“
„Nicht mehr unter Beobachtung stehen?“, wollte Lisa lächelnd und ironisch wissen, „Das ist aber
schade.“
„Dennoch werden wir uns wiedersehen und so wahnsinnig lange wird das auch nicht dauern.“
Einige Schritte trat er wieder zurück und fragte: „Habt ihr denn alles verstanden, oder sind da jetzt
noch Fragen?“
„Und ihr verlangt jetzt von uns,“, sagte Prenturo etwas gereizt, „daß wir das wieder in Ordnung
bringen, was ihr angerichtet habt?“
„Ich glaube, du hast immer noch nicht verstanden.“, entgegnete Pranthra ernst und trat an ihn heran,
„Meine Freunde haben diese Masavenda nicht dazu überredet diese Überzeugungen zu vertreten!
Nandor und Krinas waren von Anfang an der Meinung uns vernichten zu wollen, sowie Lisa zu
unterdrücken. Sie haben sie nur dazu gebracht vehementer und extremer vorzugehen.“ Er lächelte
erneut und fragte: „Jetzt verstanden?“
„Wie kann ich mir da sicher sein?!“
„Ich glaube dir!“, sagte Lisa lächelnd, „Echt abgefahrene Spezies. Schade, daß ich niemals erfahren
werde, wo du wirklich lebst!“
Pranthra stellte sich vor sie und sah sie ebenfalls lächelnd an, während er erwiderte: „Irgendwann
erzähle ich dir davon.“
„Ich hoffe, ich sehe dich wirklich wieder. Ich werde dich wirklich vermissen!“
„Ich dich ebenso!“ Er sagte etwas in seiner Sprache und für alle Masavenda veränderte sich
gleichzeitig die Umgebung.

 

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