Tobias Homann / Future Gone Dark / Leseprobe

Exposé

 

 

 

Seit mehr als 150 Jahren existieren Kolonien der Menschen auf anderen Planeten in unserem
Sonnensystem. Es sind genug Platz und Ressourcen für Alle da und es ist so friedlich wie noch nie
zuvor. Doch das soll sich bald ändern, denn eine mysteriöse, außer Kontrolle geratene und
technologisch überlegene Spezies ist der Meinung, ressourcenabhängiges Leben sei der Auslöser
für Krieg und Leid. Und ihre Lösung besteht darin, sämtliches erdenkliche Leben, von Menschen,
Kuyomi bis zu den kleinsten Einzellern, auszulöschen – sie selbst natürlich ausgenommen. Denn
nur wenn es kein Leben gebe, das um Nahrung und Platz kämpfen muss, könne eine Welt ohne
Leid existieren. Anfangs ahnt niemand, was sich gerade im Geheimen abspielt; Doch schon bald
nachdem Jack Artemis, einer der besten Agenten des einflussreichen Informationshändlers
Nemesis, die Leiche eines seiner Kollegen birgt wird klar, dass etwas Gewaltiges am Laufen ist.
Auch die CPA, die Kriminalbehörde des Staates Mars, erfährt bald, dass eine gewaltige Anzahl an
lebenden Wesen auf dem Spiel steht. Die beiden ursprünglich verfeindeten Parteien
entschließen, zusammenzuarbeiten, um das Geheimnis ihres neuen gemeinsamen Feindes zu
lüften. Eine dramatische, konfliktreiche und tiefgründige Jagd nach Antworten beginnt. Eine
Jagd, von der Alles abhängen wird, was je Bedeutung erlangt hat…

 

 

 

 

 

 

Leseprobe

 

 

 

Kapitel 1 – Wertvolle Info

 

Es ist dunkel, etwa 22 Uhr 17 allgemeine Raumzeit auf einem kleinen Jupitermond. Jack Artemis, ein Mensch, schwarze Haare, dunklere Haut, braune Augen, normal groß, so etwa 1,85 und Tattoo auf dem Nacken, eine Ranke, die sich von der rechten Schulter bis hinten zum Haaransatz zieht, steht in einem Gebäude vor einem kleinen, unscheinbaren Gerät, einem Quantenkommunikator. Das kleine Gerät, das vor Jack auf dem Glastisch liegt, sieht nicht sonderlich spektakulär aus; es hat in etwa die Größe eines Mobiltelefons, wie sie Anfang des 21. Jahrhunderts verbreitet waren, und hat auch eine vergleichbare Form. Weitaus spektakulärer ist die Unterhaltung, die Jack führt. Sie reden über etwas, was das ganze Sonnensystem verändern wird – doch noch wissen sie nichts davon. Jack

´s Partner, Jordan Killer, eine menschliche Frau, schlank gebaut, schulterlange, gefärbte Haare, in der Farbe von geronnenem Blut, also dunkelrot – und Craig Sullavan, ein Kuyomi, lauschen gespannt der Unterhaltung. Kuyomi sind die ersten intelligenten Lebensformen, die der Menschheit begegnet sind. Das war vor etwa 170 Jahren, also um 2080 herum. Eine schleichende Spannung

durchzieht den kuppelförmigen Raum, der weitab und versteckt vor der Zivilisation von Erde, Mars, Venus und Osiris liegt.

 

Es ist etwas passiert. Etwas, was Jack, Jordan, Craig sowie der, für den sie arbeiten, >>Nemesis<<, betrifft. >>Nemesis<< ist der wahrscheinlich größte, einflussreichste und gefährlichste Informationshändler des Sonnensystems. Und er schätzt es gar nicht, wenn einer seiner Leute

getötet wird. "Seine Vitalzeichen? Vor einer Minute?." "Ja. Peter Walls war als Schläferagent in eine

Piratenorganisation eingeschleust worden. Die Vitalzeichen von seinem Schutzpartner sind ebenfalls verschwunden." "Wo ist er?" "Zu weit weg, aber Ihr Team ist das nächste Verfügbare. Er

ist in den Saturnringen. Er muss aufgeflogen sein." "Sind schon unterwegs." "Gut. Ich hab Ihnen die Koordinaten per FMS geschickt. Und noch etwas. Wenn Sie seine Mörder finden… Sie wissen, was zu tun ist." FMS steht für "Fast Message Service", so etwas wie eine SMS, die mit einem Quantenkommunikator erstellt wurde. "Aber sicher doch.", sagt Craig. "Na, das wird lustig." sagt Jordan sarkastisch. "Keine Zeit zu verlieren. Los geht´s." Jack, Jordan und Craig ziehen sich die dunkelroten, schweren Raumanzüge an und gehen dann durch die gläserne automatische Tür, die so in die blassgrüne Wand eingebaut wurde, dass die Halbkugelform erhalten bleibt. Hinter der Tür befindet sich ein quadratischer Raum. Kommt den Dreien noch ziemlich neu vor; sie sind hier erst seit zwei Wochen. Davor waren sie auf ihrem Heimatplaneten, dem Mars. Aber Jack und Craig sind dort nicht aufgewachsen. Sie sind erst später auf den roten Planeten gezogen. Jack drückt auf einen roten Knopf, auf dem "Beware!" steht und die Tür hinter ihnen verschließt sich. "Schleuse öffnen?", fragt der Computer. "Bestätige.", sagt Jack durch die Freisprechanlage seines Anzugs. "Schleuse wird geöffnet." Mit einem lauten Zischen, das immer leiser wird. Wie jedes Mal, wenn man irgendwo den luftleeren Weltraum betritt. Die Luft wird zurück in die Halbkugel gepumpt, damit sie nicht verloren geht. Als Schließlich die ganze Luft abgepumpt wurde, nach etwa 30 Sekunden,

öffnet sich die Tür auf der anderen Seite, die nach außen in das Vakuum des Weltalls über einen ebenen Steinweg zu einem runden, simpel gebauten Landeplatz führt. Auf dem Kreis aus Asphalt steht ein silbernes Fahrzeug, ein sogenanntes Dragonfly. Das Standard-Fahrzeug des 23. Jahrhunderts überhaupt. Es hat eine dreidimensional-ovale Form, wobei eine Seite des Ovals, die vordere Seite, sehr abgespitzt ist. Oben auf dem Oval befindet sich ein gläsernes Cockpit. Außen

herum sind vorne ein, hinten zwei Zylinder angebracht, die nach unten hin abgerundet sind. Sie sind die Schubantriebe und werden für die dreidimensionale Steuerung des Fahrzeugs benötigt.

 

– Schubantrieb –

 

Ein Schubantrieb funktioniert mithilfe von Hochleistungsmagneten und einer ionisierten Flüssigkeit, die negativ geladen ist. Die Hochleistungsmagneten befinden sich gegenüber der abgerundeten Seite des Antriebs und stoßen die ionisierte Flüssigkeit nach unten ab und sich selbst und das ganze Fahrzeug nach oben. Damit die Energie jedoch nur in eine Richtung wirkt, muss die ionisierte Flüssigkeit, deren Kraft entgegengesetzt wirkt, abgefangen werden – deshalb befindet sich in dem abgerundeten Teil ein Schubabsorber, der die Bewegungsenergie der ionisierten Flüssigkeit größtenteils wieder in elektrische Energie umwandelt, die zur Temperaturerzeugung und Sauerstoffwiederaufbereitung im Cockpit benötigt wird. Dieser Antrieb hat den gewaltigen Vorteil, Nur mit Elektrizität zu wirken, die durch Solarzellen gewonnen werden kann. Da im Weltall immer die Sonne scheint, gibt es daher bis hin zum Uranus unendlich viel Energie, sodass ein Systemausfall wegen Treibstoffmangel ausgeschlossen ist. Erst durch diesen Antrieb wurde die Menschheit in die Lage versetzt, den Weltraum zu bereisen.

 

 

Die Landschaft des Mondes ist, soweit man blicken kann, von Felsen und Kratern übersät. Berge gibt es nicht, aber einige kleinere Hügel. Sieht nicht sehr üppig aus, aber wenn man zum Himmel blickt, sieht man den riesigen, wunderschönen Jupiter und vor und neben ihm fünf weitere größere und kleinere Monde, die ihn umkreisen. Der unglaubliche Anblick des riesigen, roten Planeten mit seinen weißen Wetterbändern auf der Oberfläche, die sich um den gesamten Planeten ziehen, macht die Kahlheit des Mondes mehr als wett. Die Drei betreten das Fahrzeug durch eine Tür in der Seite des Vehikels, schnallen sich an und dann nimmt Jack schließlich das Steuerhorn in die Hand, drückt auf die beiden roten Knöpfe, die links und rechts auf den Enden der Vorrichtung sind und das Fahrzeug startet senkrecht nach oben, um dann Richtung Saturn, entgegengesetzt der Sonne, zu beschleunigen. Die Beschleunigung wird immer rasanter; aber wenn sie zu schnell wird, kann es für die Insassen des Fahrzeugs gefährlich werden. Deswegen dauert es fast eine halbe Stunde, bis das Fahrzeug die normale Geschwindigkeit von 40 Millionen km/h erreicht hat. Und selbst in dieser Geschwindigkeit dauert es noch fast 17 lange Stunden, bis Jack, Craig und Jordan endlich die Saturnringe erreichen. Weltallflüge haben ihre ganz eigene Magie – aber sie haben eben auch Nachteile. "Hat jemand von euch ´ne Ahnung, was Walls überhaupt bei den Piraten genau gemacht hat?" fragt Craig neugierig. "Nemesis ist an eine CPA-Liste von Piratenüberfällen gekommen, soweit ich weiß. Aber etwas war anders, als bei anderen Überfällen." antwortet Jack. CPA steht für

>>Crime-Preventing and Protection Agency<< , die Kriminal- und Polizeibehörde des Staates Mars. "Normalerweise entführen die Piraten nur selten Leute. Dieses Mal haben sie aber mehr Leute als sonst gefangen genommen. Viel mehr. Vor allem entführen sie nur Kuyomi. Irgendetwas haben die vor, und Walls sollte herausfinden, was." "Sie haben nur Schiffe der Kuyomi angegriffen?" "Rassistenschweine…" murmelt Jordan plötzlich mit einer unterschwelligen Wut, während sie aus dem Fenster guckt und die Sterne beobachtet. "Nur deswegen? Das kann ich mir nicht vorstellen…" entgegnet ihr Jack zweifelnd. "Keine Ahnung. Auf jeden Fall haben sie irgendwas gegen die Kuyomi, sie haben einen unserer Leute umgelegt und ich freue mich schon darauf, ihnen ein paar Kugeln zwischen die Augen zu verpassen." "Ich glaube nicht, dass sie noch da sein werden. Wenn doch, wären sie ziemlich blöd." "Schade." entgegnet Jordan Jack.

Quantenkommunikatoren

 

Dieses Gerät ist eine spezielle Form eines Funkgeräts, denn mit ihm kann man auch über weite Entfernungen, sogar über Lichtjahre, mit einer anderen Person in kürzester Zeit in Kontakt treten. Das ist der Quantenverschränkung zu verdanken; zwei Teile, zum Beispiel zwei Atome, die miteinander verschränkt sind, haben immer entgegengesetzte Eigenschaften. Verändert man die Eigenschaft des einen Teilchens, so verändert sich – ohne Zeitverzögerung, also auch, wenn die Teilchen Lichtjahre auseinander wären, umgehend – auch die Eigenschaft des Anderen. Mithilfe dieses Phänomens funktionieren die kostenintensiven Quantenkommunikatoren. Dafür ist eine umgehende Kommunikation ohne Zeitverzögerung möglich, und die Gesprächsteilnehmer können mit rein technischen Methoden nicht abgehört werden. Nur jemand, der sich im selben Raum befindet wie einer der Gesprächspartner, kann mithören. Noch teurer sind Quantenkommunikatoren, die dazu in der Lage sind, eine Unterhaltung mit mehreren Personen zu führen, aber es ist technisch umsetzbar. Ein Quantenkommunikator hat einen Nachteil: Genauso wenig, wie jemand sich in die Unterhaltung einhacken oder jemand von außerhalb des Systems anrufen könnte, kann der Nutzer des Quantenkommunikators jemanden anrufen, der keinen Quantenkommunikator besitzt. Es gibt immer nur eine bestimmte Anzahl Geräte, die immer nur untereinander Kontakt aufnehmen können.

 

 

Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis die drei den Saturn erreicht haben werden. Nutzen wir diese Gelegenheit, um die wichtigsten Veränderungen seit dem 21. Jahrhundert zu zeigen. Die Menschheit hat inzwischen Kolonien auf dem Mars und der Venus errichtet, die sich immer weiter ausgebaut haben und heute eigene Staaten darstellen. Es gibt inzwischen nur noch vier unabhängige Länder unter den Menschen: Die Staaten Europa und Amerika auf der Erde, und die Staaten Mars und Venus. Diese vier Länder stehen jedoch in einem Bündnis zusammen mit den drei Staaten der Kuyomi, die sich alle auf dem Planeten Osiris befinden. Außerhalb des Sonnensystems gibt es noch keine Kolonien; der Weg zu den anderen Sonnensystemen ist einfach zu weit. Allerdings wurde

2075 ein riesiges Projekt in Angriff genommen, bei dem ein Raumschiff für etwa 2500 Menschen konstruiert wurde, in dem man über längere Zeit auch weit entfernt von der Sonne überleben konnte. Gestartet ist es 2090. Dieses Projekt wurde >>Projekt Genesis<< genannt. Es nutzte die Energie, die vom Quasar, also dem Zentrum der Milchstraße, kontinuierlich in alle Richtungen ausgestoßen wird. Von dieser Energie ist im Sonnensystem nichts zu merken, da die Sonnenwinde der Sonne die Strahlung vom Quasar weitestgehend abhalten. Allerdings hat man nach kurzer Zeit den Kontakt zu Projekt Genesis, das war der Name des Raumschiffs, verloren, da die Strahlung vom Quasar für zu starke Interferenzen gesorgt hat, als es das Sonnensystem verließ. Das war so jedoch auch eingeplant – bei Erreichen des nächsten Sonnensystems, Alpha Centauri, sollte die

Besatzung von Projekt Genesis eine Rakete zurückschießen, die jedoch vor 130 Jahren bei uns hätte ankommen müssen. Aber man hat nie wieder etwas von den Freiwilligen, die sich für das Projekt gemeldet haben, gehört. In den Monden von Jupiter und Saturn gibt es zwar keine Kolonien, aber

sie eignen sich für Kriminelle oder andere Leute, die untertauchen wollen, zu verschwinden. Jedoch müssen Handelsschiffe der Kuyomi oder der Menschen, wenn sie mit der jeweils anderen Spezies Handel betreiben wollen, meist erst an Jupiter und Saturn vorbei. Deswegen gibt es immer wieder Überfälle von Piraten. Nemesis´ Leute sind zwar auch in dieser Gegend, aber im Gegensatz zu den anderen Kriminellen, die hier lauern, überfallen sie keine Schiffe und müssen sich auch nicht vor

der Regierung verstecken. Die meisten Leute von Nemesis sind keiner Regierung bekannt, und von den Wenigen, die bekannt sind, sind nur die Spitznamen den vier Staaten geläufig. Den Staaten ist

über Nemesis selbst ebenfalls nichts bekannt, nicht einmal, ob der Kopf der Organisation "Nemesis" eine Person oder eine Gruppe von Personen ist, geschweige denn, ob es sich um Menschen, Kuyomi oder beides handelt. Gesprächspartner

 

Kuyomi

 

In diesem Universum gibt es nicht nur Planeten, die einen Stern umkreisen – sondern auch Planeten, die ohne eine Sonne zu umkreisen durch das Weltall wandern, meist als Überbleibsel eines gestorbenen Sterns. Normalerweise sind diese Planeten unbewohnt, weil sie keine Energie von einem Stern bekommen, der sie aufwärmt; aber der Planet der Kuyomi, der 2080 von der Sonne eingefangen wurde, stellt sich seine Energie selbst bereit, mithilfe vieler komplexer physikalischer und chemischer Reaktionen, die einen Kreislauf bilden. Auf Dauer wird die Energie dieses

Planeten, genannt Osiris, auch verbraucht sein; aber erst in vielen hundert Millionen Jahren. Heute zieht der Planet irgendwo zwischen Uranus und Saturn seine Bahn um die Sonne. Aufgrund der extremen Lebensbedingungen auf diesem Planeten sind die Kuyomi sehr widerstandsfähig. Sie ertragen Temperaturen von Minus 100 bis über 120 Grad Celsius. Sie können problemlos im Dunkeln sehen, weil sie auf ihrer Stirn eine Art "Taschenlampe" besitzen, die blaues Licht aussendet. Augen in dem Sinne haben sie nicht, aber sie haben an der Stelle ihres Kopfes, wo bei Menschen die Augen wären, ein oranges Feld mit vielen kleinen Farbrezeptoren für die reflektierte Strahlung, die sie mit dem Organ auf ihrer Stirn erzeugen. Wie die Menschen auch, besitzen die

Kuyomi zwei Beine; aber sie besitzen nicht etwa zwei Arme, sondern zwei kräftige Flügel, an deren Ende jeweils eine Hand mit vier Fingern befestigt ist. Abgesehen von diesen Eigenschaften haben sie eine dicke, schuppige, grün-bläuliche Haut, die an die Haut eines Reptils erinnert. Diese Haut schützt sie bis zu einem gewissen Grad vor der kosmischen Strahlung. Am Kopf bildet diese Haut eine Art Frisur,die meist nach hinten zeigt – nur nicht aus Haaren, sondern aus Hautschuppen. Diese Frisur hat auch ein bestimmtes Muster aus weißen Linien, das bei jedem Kuyomi, genau wie die Frisur oder der Abdruck der gesamten Haut einzigartig ist und sich bis auf den Rücken und die Rückseite der Flügel zieht.

 

 

Nemesis wird allerdings seit fast sechs Jahren von den Regierungen verfolgt, da er nicht nur unzählige Male das Datenschutzgesetz gebrochen hat, sondern auch, weil seine Leute manchmal über Leichen gehen, um an ihre Informationen heranzukommen, sich in Computersysteme der Regierung einhacken oder Schläferagenten einsetzen. Allerdings töten die Agenten von Nemesis keine Unschuldigen, wobei "Unschuldige" von Nemesis als Personen definiert sind, die niemand Anderen zum Eigennutzen getötet haben oder töten würden – es sei denn, die Person, die getötet wurde, hat selbst schon jemanden auf dem Gewissen. "Schuldige" sind in Nemesis Augen praktisch Freiwild. Erst Recht, wenn sie einen seiner eigenen Leute getötet haben. Der Informationshändler setzt neben Hackern und Schläferagenten zur Informationsbeschaffung kleine Einsatzteam zur Infiltration ein, die meistens aus kaum mehr als sechs Leuten bestehen. Diese Teams gehen immer nach Guerilla-Taktiken vor, um möglichst unbemerkt die Informationen zu beschaffen. Wie viele Leute tatsächlich Nemesis unterstehen, ist unbekannt. Nicht einmal seine eigenen Leute wissen das

– nur Nemesis alleine ist diese Information geläufig. Von seinen eigenen Leuten hat ihn auch noch nahezu niemand zu Gesicht bekommen oder mit ihm gesprochen. Jack´s Team ist eine der wenigen Ausnahmen, weil die Fünf zusammen mit zwei anderen Teams, die von Michael Almeida und Maelonis Jaeto angeführt werden, zu den besten Agenten des Händlers gehören. Zu Jack´s Team

gehören neben Craig und Jordan noch zwei Computerspezialisten, die für die taktische Unterstützung während einer Mission sorgen. Ihre Namen sind Sharon Wilson,eine menschliche Frau, die einfach nur >>Sherry<< genannt wird und Henry Cracker, ein Kuyomi. Der Saturn wird in der Ferne schon deutlicher sichtbar. Sichtbar war er die ganze Zeit, aber nur als mickrige, helle Kugel – wie ein kleiner Stern. Das Dragonfly wird immer langsamer. Plötzlich meldet sich Sherry. "Leute, wir haben ein Problem…" "Super, ich liebe Schwierigkeiten.", sagt Jack in einem sarkastischen Ton, "Dann schieß mal los." "Ein Com-Team hat die letzte Unterhaltung zwischen einigen der Piraten und Walls ausgewertet. Sie haben herausgefunden, warum er >>aufgeflogen<< ist." "Und?" "Er ist nicht aufgeflogen. Die Piraten wussten genau, dass sie einen Schläferagenten reinlassen." "Was? Warum sollten sie einen Spion…" Sherry unterbricht Jack. "Ich denke, weil sie hinter Nemesis her sind. Aber Walls war nicht dumm… Er hat herausgefunden, dass er benutzt wurde. Nur leider konnte er nicht fliehen und wurde erschossen. Und aus irgendeinem Grund hat er nicht versucht, sich seinen Weg freizukämpfen… Jack, Walls war einer unserer besten Agenten. Also seid auf Alles vorbereitet. Da ist irgendwas Großes am Laufen, und es wird nicht ungefährlich." "Verdammte Scheiße… ´Ne Ahnung, warum sie hinter uns her sind?" "Wahrscheinlich, um an Infos heranzukommen. Aber genau wissen wir es noch nicht." "Woher sie wussten, dass er ein Schläferagent war, wissen wir wahrscheinlich auch nicht…" bemerkt Craig. "Ts… Schön wär´s. Hoffentlich findet ihr irgendetwas heraus, wenn ihr da seid…" Jack, Craig und Jordan sind dem Saturn inzwischen so nah, dass man die weiß-gräulichen Streifen auf der Oberfläche des Riesenplaneten klar erkennen kann. Man kann auch einige seiner Monde als kleine Kugeln

erkennen, vor allem Titan, einen Mond mit einer gelblich-dunstigen Atmosphäre. Das Dragonfly fliegt nur noch mit etwa 30 000 km/h den beeindruckenden Saturnringen entgegen, die von oben betrachtet aussehen wie ein gigantischer, leuchtender Ozean. Die letzte bekannte Position von Walls liegt auf der Tagesseite des Saturn, der der Sonne zugewandten Seite, in einer den Planeten umkreisenden Station, die von Energieschilden vor den vielen kleinen Partikeln und großen Meteoriten in den Ringen geschützt wird. Die Station besteht aus einem großen,gräulich-silbernen Tetraeder, aus dem zwei ebenfalls silberne Spitze herausragen. Die längere Spitze zeigt zum Saturn, die Kürzere von ihm Weg – eine primitive Raumstation.

 

– Energieschilde –

 

Energieschilde können sowohl als Verteidigung als auch als Waffe genutzt werden. Sie sind aus drei starken, magnetischen Feldern aufgebaut. Das äußerste ist ein gemischtes elektromagnetisches Feld, das dazu in der Lage ist, Atome in Atomkerne und Elektronen zu zerreißen. Die nächsten elektromagnetischen Felder sind ein positiv und ein negativ geladenes Feld. In den positiv und negativ geladenen Feldern werden die Bestandteile der Atome, aber auch andere geladene Teilchen, wie zum Beispiel Positronen oder einzelne Protonen, wie sie in der kosmischen Strahlung vorkommen, festgehalten. Letzten Endes kann jedes Teilchen, das eine Ladung besitzt, von diesen Schilden festgehalten werden. Auf diese Art und Weise schützt ein Energieschild vor nahezu jedem Schaden. Das bedeutet jedoch auch, dass Teilchen ohne elektromagnetische Ladung, wie Photonen, also Lichtteilchen oder Neutronen es durchdringen können. Durch die starken elektromagnetischen Felder werden ungeladene Teilchen lediglich etwas abgeschwächt. Effizient ist dieses Schild also gegen Projektile von primitiven Waffen wie Revolvern, Pfeilen, Messern und Ähnlichem sowie fortgeschritteneren Waffen wie Ionenwaffen, die Ionenladungen verschießen. Jedoch kann man dieses Schild auch als effiziente Waffe nutzen, denn nicht nur Waffen – sondern sämtliche Materie, also auch der Körper eines Gegners, kann durch Energieschilde auseinander gerissen werden. Das

gilt auch für Materie oberhalb und unterhalb des Anwenders – daher haben diese Schilde, abgesehen von Energieschilden auf Raumschiffen, oben und unten je eine Lücke in ihren drei Feldern. Sollte ein Energieschild zu viel Materie in seinen elektromagnetischen Feldern festhalten, dann überlastet es, deaktiviert sich und benötigt zunächst eine Erholungsphase von etwa 30 Sekunden, bevor es wieder einsatzfähig ist. Man kann die Schilde jedoch auch manuell entlasten, bevor die Überlastung eintritt, um das Gerät danach sofort wieder einsetzen zu können. Die Belastungsgrenze liegt allerdings bei mobilen Schilden bei etwa 90 Kilogramm und ist bei Militärschiffen noch deutlich höher.

 

 

Bevor Jack,Craig und Jordan die veraltete Station betreten, fliegen sie um sie herum und machen eine dreidimensionale Infrarotbildaufnahme. Mit so einem Scan kann man sozusagen "durch die Wände hindurchgucken", weil die langwellige Infrarotstrahlung die Wände fast vollständig durchdringt. Die Daten der Aufnahme werden zu Sherry und Henry geschickt, und diese analysieren sie erst, bevor Jack,Craig und Jordan die Station betreten. Es dauert nur etwa 3 Minuten, da meldet sich auch schon Henry. "Walls Leiche liegt im Zentrum der Station. Passt auf, sie haben euch eine Falle gestellt.", hört man über den Quantenkommunikator, "Es sind sechs Gegner. Sie befinden sich in den umliegenden Räumen von der Halle, in der Walls liegt. Ich schicke euch ein 3D-Bild rüber." Nach etwa zwei Sekunden Taucht im Cockpit ein Hologramm der Station auf, in der man die Grenzen der Räume und die Silhouetten der Piraten erkennen kann. In jeder Richtung wartet einer der Piraten; Links, rechts, vorne, hinten, oben, unten. "Die benutzen eine uralte Technik, sie haben nicht einmal eine richtige Verschlüsselung. Wir können uns problemlos einhacken und die Lebenserhaltungssysteme und Schilde ausschalten.", schlägt Sherry vor. "Vielleicht weiß einer von denen was, kriegt ihr das auch in einzelnen Räumen hin?", möchte Jack wissen. "Moment…" Sherry tippt irgendetwas in ihren Computer ein, dann antwortet sie nach einem kurzen Moment: "Nein,

aber wir können einzelne Türen verriegeln. Allerdings wird die Temperatur drastisch sinken und der Sauerstoff ziemlich bald verbraucht sein. Wenn die Lebenserhaltung aus ist, habt ihr nur fünf Minuten, die eingeschlossene Person da raus zu bringen, dann wird´s zu kalt. Selbst wenn wir die Lebenserhaltung wieder einschalten, dauert es zehn Minuten, bis die Systeme warm genug sind, um effizient arbeiten zu können. Nur den Sauerstoff können wir zum Druckausgleich schnell wieder aufpumpen. Außerdem wird das da drin ziemlich ungemütlich werden, wenn die Schilde deaktiviert sind. Dann habt ihr nämlich die ganzen Meteoriten am Arsch." Aber wenn die Schilde nicht ausgeschaltet werden, können die Drei die Station nicht betreten – jedenfalls nicht lebendig.

 

Die leistungsfähigen Schilde der alten Raumstation wieder einzuschalten, würde danach auch etwa fünf Minuten dauern. Die Energie, die sie verbrauchen ist zu groß – die Technologie ist inzwischen längst überholt. Deswegen gibt es bei älteren Stationen immer ein äußeres und ein inneres Schild. Wenn das Äußere überlastet wird, wird es abgeschaltet und das innere Schild übernimmt den

Schutz. Bei guten Schilden wird diese Technik jedoch auch heute noch angewandt. "Ich hab mich in deren Funkverkehr eingehackt.", meldet sich Henry, "Der Mann oben scheint der Anführer der Bande zu sein. Der weiß wahrscheinlich am meisten." "Alles klar. Versiegelt diesen Raum, öffnet

alle anderen Türen,schaltet die Schilde und Lebenserhaltung ab. Die Anderen: Helme aufsetzen. Wir gehen rein." befiehlt Jack seinen Leuten. "Schon dabei." Jack,Jordan und Craig haben ihre Anzüge während dem Flug angelassen, nur die Helme haben sie abgenommen. Nicht gerade gemütlich, aber im Cockpit ist kein Platz zum Umziehen. Nach etwa 30 Sekunden gehen sämtliche Türen in der Außenwand der Station, die sogenannten Luftschleusen, auf und die gesamte Luft strömt heraus.

"Los!" gibt Jack über seinen Quantenkommunikator durch. Durch die Anzüge kann man nichts mehr hören, ein technisches Netzwerk, in diesem Fall über Quantenkommunikation, ist die einzige Möglichkeit, mit den anderen Kontakt zu halten. Sie fliegen mit dem Dragonfly durch eine der rechteckigen Luftschleusen und gelangen in ein mittelgroßes, dunkles Dragonfly-Hangar. Hier stehen fünf Dragonflies, festgehalten von Magneten, alle schwarz. Wahrscheinlich zur Tarnung im Weltall. Anscheinend können die Piraten sich keine vernünftigen Tarnsysteme leisten. Die Drei steigen aus, aktivieren die Magnete in ihren Anzügen, mit denen Schwerkraft durch einen AGE- Generator simuliert wird, ziehen ihre Neutronenwaffen und gehen durch die große Tür in der inneren Wand, die in etwa die Größe eines Tennisfeldes hat. Sie liegt gegenüber der Luftschleuse.

 

– Neutronenwaffen, Ionenwaffen –

 

Neutronenwaffen und Ionenwaffen nutzen dasselbe Prinzip, um einen Schuss abzugeben. In einem kleinen Teilchenbeschleuniger in den Waffen werden dabei entweder Neutronenprojektile oder Ionenladungen auf einer kreisförmigen Bahn auf eine hohe Geschwindigkeit gebracht, im Kreis, um nicht abgeschossen zu werden. Dieser Vorgang kann einige Minuten dauern, jedoch ist die Geschwindigkeit der einzelnen Teilchen so hoch, das nur wenige Milligramm Masse verschossen werden müssen. Dadurch haben diese Waffen sehr viel Munition zur Verfügung – ist so eine Waffe erst einmal geladen, kann man mehrere Stunden lang damit ohne Unterbrechung schießen. Diese Waffen funktionieren, im Gegensatz zu Pistolen oder herkömmlichen Kanonen, auch im Weltraum. Neutronenwaffen sind dabei besonders effizient, da sie Energieschilde umgehen können, allerdings sind ihre Ladungen schwierig herzustellen, da ungebundene Neutronen sich relativ schnell in Protonen umwandeln. Damit sie das nicht tun, werden sie mit Teilchen, die je aus einem Up-Quarks und zwei Strange-Quarks bestehen, genannt Exafermionen, verbunden. Diese Teilchen haben,

genau wie das Neutron, keine Ladung, unterliegen aber der starken Wechselwirkung, die schwere Teilchen sozusagen "zusammenklebt", sie also verbindet. Um ein Neutronprojektil nun herzustellen, in dem die Neutronen stabil sind, müssen Neutronen und Exafermionen möglichst schnell miteinander verbunden werden, bevor die Neutronen sich in Protonen verwandeln. Neutronenmaschinenpistolen sind die Standard-Waffe der Special-Unit oder gut ausgerüsteter krimineller Organisationen wegen ihrer Effizienz gegen Energieschilde.

 

 

Durch die große Tür durchgegangen, machen sie sich bereit, den einzigen Überlebenden Piraten zu fangen. Craig hat ein Beatmungsgerät -nur für den Fall – und Jordan eine Art Wärmedecke mitgenommen, mit der sie planen, den Weltraumräuber möglichst lebendig hier heraus zu bringen. "Alles sauber, ihr könnt weiter. Die Körpertemperatur der Piraten liegt bei Minus 60 Grad, nur der Anführer von denen lebt noch.", gibt Sherry durch, während eine der gefrorenen Leichen der Piraten langsam durch die Halle ins All wabert. Man sieht in seinem Gesicht deutlich den

Überlebenskampf, als er erstickt ist. Aber dieser Kampf hat nur einige Sekunden gedauert. "Ihr habt noch vier Minuten." fügt sie hinzu. "Gut. Schließt die Türen wieder.", weist Jack die beiden Computerspezialisten an. Sehr groß ist die Station nicht; hinter der Tür, die sie eben durchschritten haben, befindet sich ein kleinerer Raum, und hinter diesem liegt schon das Zentrum, in dem sich Walls´ Leiche befindet. Das Team betritt den zentralen Raum. "Er muss oben sein." Jordan zeigt zur Decke, in der sich eine weitere, kleinere Tür befindet. Die drei deaktivieren ihre AGE-Generatoren mit den Magneten, springen einmal hoch und drehen sich dabei gekonnt um 180 Grad, sodass sie

mit ihren Beinen zur Decke zeigen – da es hier keine ernst zu nehmende Schwerkraft gibt, schweben

sie einfach immer weiter, bis sie schließlich bei der Decke des Raumes angelangt sind und dort aktivieren sie die künstliche Schwerkraft erneut. Diese Tür ist in der Mitte der Decke, und das Infiltrationsteam umstellt sie. "Druck ausgleichen und entriegeln." Gibt Jack durch. Ein leises Zischen, das Stück für Stück lauter wird, ist zu hören. Die Station füllt sich mit Sauerstoff. "Wenn die Tür offen ist, habt ihr nur dreißig Sekunden, bis der Raum ausgekühlt ist. Stellt euch darauf ein.Tür öffnet in drei… zwei… eins… jetzt!" Die Tür öffnet sich und Craig und Jordan deaktivieren ihre AGE-Generatoren wieder, um zu dem Pirat zu springen, der sich in die am weitesten entfernte Ecke des Raumes verkrochen hat. Der Mann mit dem Kinnbart japst schon nach Luft. Plötzlich wackelt die ganze Station, und man kann ein lautes Knallen hören. "Was war das?" fragt Jordan etwas erschrocken. "Die Station wurde von einem kleineren Meteorit getroffen. Und da kommen gleich noch Größere. Die könnten die Station zerlegen. Also bringt mal eure Ärsche in Bewegung!" antwortet Sherry aufgeregt. Der Einschlag muss ganz schön heftig gewesen sein, bei dem lauten Knall. Craig will dem Piraten die Sauerstoffmaske auf das Gesicht drücken, da durch Löcher in der Außenhülle der Station Sauerstoff entweichen kann, aber er wehrt sich – und er ist nicht gerade schwach. Aber Craig ist stärker. Nach einigen Sekunden gelingt es ihm, dem Anführer der Piraten die Maske aufzusetzen. Nur eine halbe Sekunde später wird er auch schon komplett, mit Kopf und Füßen, von der schwarzen Wärmedecke umhüllt, in die Jordan ihn so eng einwickelt, dass er sich kaum noch bewegen kann. Es scheint ihr Spaß zu bringen, ihn bewegungsunfähig zu machen. Die Station wird schon wieder erschüttert. Ein weiterer Meteorit muss die Station getroffen haben. "Die äußere Hülle wurde beschädigt! Das Ding fliegt gleich auseinander! Raus da!" ruft Sherry aufgeregt durchs Mikro. "Ich nehm Walls mit! Und dann zurück! Schnell!" Gibt Jack hektisch durch. Jordan und Craig aktivieren ihre künstliche Schwerkraft an der Tür, durch die sie gekommen sind, und fangen an zu laufen, während Jack Walls´ Leiche über die Schultern legt und losrennt. Zum Glück wiegt sein Körper Dank der fehlenden Schwerkraft nahezu nichts, sonst würden die drei noch

länger brauchen. Sie laufen los – und erneut wird die Station erschüttert. Der hintere Teil der Station bricht ab. "Los,los,los!" Ruft Jack. In der Mitte des Bodens bekommt die Station schon einen Riss. Sie werden es nicht schaffen! Schon wieder trifft ein Meteorit, und die Station bricht auseinander. Aber Craig hat gerade noch das Dragonfly erreicht. Er hat seinen AGE-Generator deaktiviert – und ist von der Decke aus auf das Dragonfly am Boden zugesprungen, eingestiegen und hat den Motor gestartet. Jack hatte ebenfalls die Magneten seines Anzugs deaktiviert und dasselbe Manöver versucht, aber dadurch, dass er Walls´ Leiche auf den Schultern trägt, hat er das Fahrzeug verfehlt, wenn auch nur um etwa 10 Zentimeter. Jordan schwebt mit dem Piraten durch den Weltraum. Craig holt erst Jordan, die den Piraten an der Wärmedecke festhält zusammen mit dem Räuber an Bord und fliegt dann in Richtung Jack. Aber Jack hat gerade andere Probleme. Ein kleinerer Gesteinsbrocken fliegt mit hoher Geschwindigkeit auf ihn zu. Das wird knapp! Craig fliegt in seine Richtung, so schnell er kann, aber er wird es nicht schaffen. Es gibt nur eine Möglichkeit: Er feuert einen Antimaterie-Schuss ab, und der drei Meter dicke Fels zerspringt in winzige Staubkörner, während der rote Strahlenschuss auf die Oberfläche des Saturn trifft und dort mit einem kleinen aufglühen in der gelblichen Gashülle des Planeten verschwindet.

 

– Antimaterie-Waffen-

 

Antimaterie-Waffen sind der mit Abstand effektivste Waffentyp. Hierbei wird eine kleine Ladung Materie und eine kleine Ladung Antimaterie aufeinander geschossen. Die Teilchen mit gegenseitiger Ladung verwandeln sich gegenseitig in pure Energie. Durch quantenmechanische Effekte ist es gelungen, die Schüsse dieser Waffen in eine Richtung zu konzentrieren. Die

freigesetzte Energie ist so groß, dass man mit nur einem Mikrogramm (Millionstel Gramm) Antimaterie und einem Mikrogramm Materie bereits eine Sprengwirkung von 24 Kilogramm TNT- Äquivalent erreicht. Daher werden auch nur einige zehntel Mikrogramm Materie und Antimaterie bei einer Antimaterie-Handfeuerwaffe verschossen. Zudem ist es nicht möglich, Schnellfeuerwaffen mit Antimaterie herzustellen, da diese viel zu schnell überhitzen würden. Trotzdem ist so eine Waffe durch die gewaltige Sprengwirkung extremst wirkungsvoll, aber auch dadurch, dass die Schüsse

sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegen. Durch Antimaterie wurden auch deutlich effizientere Bomben entwickelt. Antimateriewaffen, die mehr als ein Milligramm Masse umwandeln, werden als AMWs – Antimaterie-Massenvernichtungs-Waffen – bezeichnet. Man könnte mit wenigen Tonnen Antimaterie bereits ganze Planeten sprengen. Dabei werden meistens Eisen und Anti-Eisen umgewandelt, da diese in der Herstellung nicht so teuer sind, wie schwerere Elemente beziehungsweise Antielemente. Heutzutage werden diese Waffen vor allem weiterentwickelt, um Bedrohungen wie Meteoriten und Asteroiden abzuwehren.

 

 

Schließlich holt Craig auch Jordan und den Piraten an Bord und schließt die Fahrzeugtür, drückt auf einen Knopf und das Fahrzeug füllt sich mit Sauerstoff und Stickstoff, den Kuyomi zum atmen brauchen. Die Außerirdischen atmen dann Stickstoff-I-Fluorid wieder aus. Craig springt sofort nach dem Drücken des Knopfes auf die Rückbank, und Jack übernimmt das Steuer. Jordan nimmt die Decke von dem Piraten. Der Kuyomi holt ein Gerät aus einer Tasche unter einem der Sitze hervor und scannt die leicht verbrannte Haut des Piraten. Sein Körper ist vollständig angeschwollen. "Die Strahlenschäden sind nicht so schlimm… Aber er war zu lange dem Unterdruck im Raum

ausgesetzt. Ohne die Schutzdecke wäre er schon tot… Er wird es trotzdem nicht schaffen…" Er war zu lange dem Vakuum ausgesetzt, auch wenn es nur drei Minuten waren. Durch den Unterdruck wurde sein Körper in alle Richtungen nach außen gezogen. Der Pirat versucht, irgendetwas zu

sagen, aber keiner der Drei kann ihn verstehen. Craig und Jordan nehmen ihre Helme ab, Jack nicht; er ist zu sehr damit beschäftigt, den Felsbrocken auszuweichen, die die Ringe des Saturn bilden. Die Beiden verstehen nun, was er mit seiner heiseren Stimme sagt: "Nathan… Teach… Mi-" Er hustet, und es klingt, als würde er versuchen, seine Lunge aus seinem Körper zu pressen. Doch dann reißt der Mann sich zusammen und ruft, mit dem bisschen Kraft, die er noch hat: "Miranda…" dann hört

er auf zu husten, sich zu bewegen, zu atmen oder einen Puls zu haben. Er liegt einfach reglos da. Das war´s – er ist tot. Schließlich hat Jack es auch geschafft, aus den Saturnringen zu entkommen. Er drückt ein paar Knöpfe, und der Autopilot fliegt zurück zu dem Jupitermond, von dem sie

gekommen waren. Der Anführer des Teams nimmt schließlich seinen Helm ab. "Was hat er gesagt?" "Nathan Teach und Miranda… Aber das ergibt keinen Sinn." "Wer ist Miranda…?" murmelt Jordan. "Gute Frage… Nemesis sollte die Liste von der CPA noch mal durchgehen… Und wir brauchen alle Informationen über Nathan Teach.", bemerkt Jack. >>Nathan Teach<< ist der heutzutage wohl berüchtigste Pirat des Sonnensystems, so etwas wie der >>König der Weltraumpiraten<<. Nahezu alle Piraten unterstehen ihm, und die Wenigen, die ihm nicht unterstehen, werden von ihm gejagt. Craig kümmert sich um die Leiche von Walls. Er hat weit aufgerissene Augen und ein Loch dazwischen, das durch geronnenes Blut verschlossen ist. Der Kuyomi untersucht die Leiche von oben nach unten. Am Kopf, auf der Glatze – nichts. Im Gesicht mit der Narbe – nichts. Brustkorb

und Rücken – nichts. Bauch – nichts. Erst, als er an den durchtrainierten Beinen ankommt, bemerkt er, dass Walls vor seinem Tod etwas in seinen linken Oberschenkel geritzt hat. >>19/07/2251, Town of Liberty, Anschla<<. Das letzte Wort, das wohl "Anschlag" heißen sollte, konnte er nicht zu Ende

schreiben. Das bedeutet wohl Ärger. Das Seltsame ist, dass er nur ein Loch im Kopf hat – ansonsten weist sein Körper keinerlei Kampfzeichen auf. Und er hatte sich die Zeit genommen, etwas in sein Bein zu ritzen. Warum hat er nicht gekämpft? Nur,dass er seine Hose ganz normal trägt, ergibt Sinn. Er hat das Hosenbein wieder heruntergezogen, um die eingeritzte Schrift zu verdecken. In der schwarzen Hose erkennt man die Blutflecken kaum. "19/07/2251,Town of Liberty, und… was soll das heißen?Anschlag? Eine Warnung… Vor einem Terroranschlag…? Auf dem Mars?" , fragt sich Craig. "Sieht danach aus. Aber warum sollte jemand so etwas tun? Der letzte Terroranschlag liegt über 80 Jahre zurück… Craig, du übernimmst die Flugkontrolle. Ich ruf Nemesis an…"

 

Craig geht wieder nach vorne, Jack setzt sich auf den Beifahrersitz und drückt einen Knopf auf dem Quantenkommunikator zu Nemesis. "Jack! Haben Sie was für mich?" "Ja… Und es ist nichts Gutes. Wir haben die Leiche von Walls gefunden. Er hat,bevor er erschossen wurde, etwas in sein Bein geritzt… 19/07/2251, Town of Liberty, und ein Wort, das ziemlich sicher >>Anschlag<< heißen sollte, aber der letzte Buchstabe fehlt." "Klingt nach einer Warnung…" "Das ist nicht Alles. Wir haben einen der Piraten gefangen nehmen können, aber er war für ein paar Minuten im Vakuum und ist vor zwei Minuten gestorben. Seine letzten Worte waren >>Nathan Teach<< und >>Miranda<<." "Miranda? Damit kann er alles mögliche meinen…" Plötzlich fasst Jack sich an den Kopf. "Natürlich! Wie blöd bin ich eigentlich? Ich weiß, was er gemeint hat!" Craig dreht sich neugierig

zu Jack, ohne ein Wort zu verlieren, und Jordan sagt: "Na, dann schieß mal los… Wer ist das?" "Nicht wer, was!" "Der vierzehnte Uranusmond." bemerkt Nemesis. "Was?" fragt Jordan verwirrt. "Der vierzehnte Uranusmond heißt Miranda, benannt nach der Tochter von dem Magier Prospero aus Shakespeares Komödie >>der Sturm<<.", fügt er hinzu. "Da muss das Versteck von Nathan Teach sein… Kein Wunder, dass er nie gefunden wurde, wenn er so weit draußen ist. Und dann auf Miranda, dem verklufftesten Objekt im Sonnensystem…", bemerkt Jack. "Das macht Sinn. Er wusste, dass er verrecken wird, also hat er uns bei der Gelegenheit gleich die Position von seinem Feind gegeben. Er hatte gehofft, dass wir Teach erledigen." , kombiniert Craig. Wie gesagt, die meisten Piraten unterstehen Nathan Teach; aber nicht alle sind ihm loyal. Der einzige Grund, warum sie trotzdem weiter für ihn arbeiten, liegt darin, dass sie dann nicht von ihm gejagt und

getötet würden. Aber manche Piraten warten nur auf eine Gelegenheit, ihm in den Rücken zu fallen. "Ob Teach was mit dem geplanten Anschlag zu tun hat?" "Das sollten wir herausfinden." , antwortet Nemesis Jack nachdenklich, "Ich schicke jemanden zu Miranda. Wenn Teach wirklich dort ist, stürmen wir seine Basis. Also halten Sie sich bereit. Und jetzt, wo ich diese Informationen habe, habe ich etwas zu erledigen." "Viel Spaß dabei." , entgegnet Craig. Nemesis legt auf, das Gerät gibt einen tiefen Ton, und dann drückt Jack auf den roten Knopf und hat damit ebenfalls aufgelegt.

 

 

 

 

Kapitel 2 – Eine Nachricht für die CPA

 

Unterdessen ahnt noch niemand im Hauptquartier der CPA, gelegen in der Town of Liberty, der Hauptstadt des Mars, was gleich passieren wird. Das Hauptquartier befindet sich in dem höchsten Turm der Stadt in der Mitte der Riesenmetropole. Bill Smith, der Chef des Hauptquartiers und damit der gesamten CPA, und unterhält sich gerade mit einem seiner Agenten, Wayne Tyson, im allgemeinen Kontrollzentrum im Keller des CPA-Towers, wie der Turm genannt wird. Das Kontrollzentrum hat die Form einer Sanduhr und an der Wand hängen einige Bildschirme. Wayne Tyson ist zusammen mit seiner Partnerin, Samantha Kryos, der Anführer der Special Unit der CPA, die für besondere Missionen eingesetzt wird – nicht nur im polizeilichen, sondern auch im

militärischen Bereich der Aufklärung. Allerdings gibt es schon seit Jahrzehnten keine Kriege mehr, daher wird diese Einheit nur noch militärisch ausgebildet – militärische Missionen hat die Special Unit noch nie bekommen, und auch polizeiliche Aufgaben wie Geiselbefreiung oder gefährliche Festnahmen kommen im Schnitt einmal in zwei Wochen vor. Daher steht regelmäßiges, hartes Training für die Special Agents an, um nicht aus dem Training zu kommen. Samantha Kryos hat bereits Feierabend, es gibt nur noch Papierkram zu erledigen und diese Aufgabe hat Tyson für heute auf sich genommen. Smith trägt einen Kurzhaarschnitt mit grau-weißen Haaren, kurzgeschnittenen Vollbart und trägt einen Anzug mit Krawatte. Tyson nicht; er trägt eine blaue Dienstuniform mit roten Mustern darauf, kurze, dunkelblonde Haare und einen Bart zwischen Kinn und Unterlippe unter dem rauen Gesicht. Der Agent kommt gerade von einer normalen Mission zurück – wenn es für die Special Unit keine Arbeit gibt, dann übernehmen sie auch Aufgaben der Standard Unit, die alltägliche polizeiliche Aufgaben übernimmt. Er klärt Smith auf, was er gerade herausgefunden hat. "Nichts wirklich Besonderes…", sagt Tyson etwas enttäuscht wegen der verschwendeten Zeit, "Der Tipp muss ein Fake gewesen sein. Wir haben die Station gescannt, mit jedem der Wartungsarbeiter gesprochen und jedes Videoband durchgesehen, aber da war nichts." "Gut. Das wär ja auch noch schöner, wenn jemand Antimaterie-Bomben in die Evakuierungsstation schmuggelt. Schade, dass der Tipp anonym war…", entgegnet Smith mit einem wütenden Unterton. Die Evakuierungsstation war einmal der Marsmond Deimos, der einen durchschnittlichen Durchmesser von etwa 12,5

Kilometern hatte. Allerdings wurde dieser Mond zu einer gigantischen Raumstation ausgebaut, die einen Durchmesser von 30 Kilometern hat. Sie wird genutzt, falls einmal eine der Mars-Städte von einem Meteoriten oder ähnlichen Bedrohungen getroffen wird, um die Bewohner der betroffenen Stadt zu evakuieren. Die Deimos-Station kann bis zu 1,5 Milliarden Menschen fassen, auch wenn es dann etwas eng wird. Das ist aber nötig, wenn man bedenkt, dass die Town of Liberty fast 1,2

Milliarden Bewohner beherbergt. Sollte einmal eine Evakuierung stattfinden, so fliegt die Station zur Erde, sobald alle Bewohner an Bord sind. "Gibt es etwas Neues über Nemesis?" fragt Tyson gezielt. "Nein, leider nicht. Er oder sie… Wie auch immer… Hat letzten Monat drei Leute umgebracht, und das sind nur die, von denen wir wissen. Aber es gibt sicher noch mehr Opfer.", antwortet Smith. "Sie verwischen einfach ihre Spuren zu gut. Wenn das so weiter geht, finden wir sie nie!" "Wir wissen ja noch nicht mal, ob es überhaupt mehrere Personen sind." "Wenn so viele Leute zum Opfer werden, dann müssen es mehrere Personen sein. Mindestens zehn…" "Er hat sicher seine Agenten, aber wer ist der Kopf der Bande? Oder arbeiten sie in einem gleichgestellten Team? Wir wissen nahezu nichts!" "Mister Smith,", meldet sich plötzlich die künstliche Intelligenz

– die Accelerated Data-Handling Implementation, kurz ADI mit einer weiblichen, dennoch maschinenartigen Stimme – "Jemand versucht, sich in unser Netzwerk einzuhackkkeeen-" Ihre Stimme wird bei dem Wort >>einhacken<< immer tiefer, bis sie plötzlich abbricht, der Bildschirm in der Verengung des großen sanduhrförmigen Raumes schaltet sich aus – und plötzlich wieder an. Es erscheint das Wort >>Nemesis<< in silbernen, hart wirkenden Buchstaben auf schwarzem Hintergrund. Eine verzerrte Stimme fängt an zu sprechen: "Ich habe eine dringende Nachricht für die CPA." "Was soll das? Wie sind die in unsere verschränkten Systeme gekommen?", ruft einer der Mitarbeiter aufgewühlt. "Seien Sie still und hören Sie zu.", sagt die verzerrte Stimme gebieterisch, aber ruhig. Der Mitarbeiter guckt schockiert und setzt sich wieder hin. Er hat nicht damit gerechnet, dass er gehört wird. "Normalerweise würden wir niemals Informationen ohne Gegenleistung preisgeben, aber unter diesen Umständen müssen Sie diese Information erhalteeeen-" Die Stimme geht wieder in die Tiefe und bricht schließlich ab, der Bildschirm geht aus.

 

"Ich habe die Kontrolle zurückerlangt.", meldet sich ADI. "Moment, lass ihn sprechen!", wendet

Smith ein. "Ja,Sir." Der Bildschirm geht wieder an. "Kleine technische Komplikation, unsere KI hat sich eingemischt. Reden Sie!" "Wir haben den dringenden Verdacht, dass es am 19. Juli 2251 einen Terroranschlag in der Town of Liberty geben wird. Wir wissen nicht genau, wer den Anschlag plant oder warum, aber Sie sollten die Sicherheitsvorkehrungen erhöhen." "Und warum sollten wir Ihnen glauben?" "Weil sonst viele unschuldige Menschen sterben könnten." "Das sagen ausgerechnet Sie? Sie haben im letzten Monat drei Menschen umgebracht! Und woher wollen Sie das überhaupt wissen?" "Wir haben unsere Quellen. Mehr müssen Sie nicht wissen. Und wir hätten Sie niemals kontaktiert, wenn wir es nicht für wichtig gehalten hätten. Letzten Endes sind wir und Sie immer noch Feinde. Aber wir verantworten den Tod Unschuldiger nicht. Und deswegen tolerieren wir keinen Terrorismus. Ob Sie uns glauben oder nicht, ist Ihre Entscheidung. Aber sagen Sie nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt." Der Bildschirm geht aus und wieder an, dann zeigt er das, was er vorher gezeigt hat – eine GPS-Karte der Town of Liberty. Die GPS-Karte zeigt an, wo sich welche Dienstfahrzeuge der CPA in der Hauptstadt befinden. "ADI, wie sind die in unser System eingedrungen?", fragt Smith ernst. "Der Hacking-Versuch wurde über ein AES-Stick vom Hauptserver aus gestartet." AES steht für >>Acces to Entangled Systems<<. Ein AES-Stick ist die einzige Möglichkeit, um in ein verschränktes System einzudringen und muss direkt an dem System angeschlossen werden. Also muss der Hacker sich im Hauptquartier befinden. Smith holt ein Quantenkommunikator hervor, gibt auf dem Zahlenfeld des mobiltelefongroßen Geräts eine Kombination ein und spricht durch das Gerät. In dem ganzen Gebäudekomplex hört man seine Nachricht: "Alle verfügbaren Sicherheitskräfte sofort zum Hauptserver! 0IAX und 1ITX!" Der Alarm der Station geht an und alle Ein- und Ausgänge werden verriegelt. ADI wurde der CPA-Code einprogrammiert und sie hat sofort den Code 0IAX verstanden – 0 steht für Verdacht, I steht für Intruder, A steht für Armed und X für eine Variable, also Verdacht(0) auf unbekannte Anzahl(X) bewaffneter(A) Eindringlinge(I). 1ITX steht für unbekannte Anzahl (X als Variable) definitiver(1) Eindringen(I für Intruder) in die technischen Systeme(T für Technology). Mehrere Leute, mit Neutronenwaffen im Anschlag, einschließlich einiger Agenten, darunter auch Tyson und Smith, laufen in die Mitte des großen Raumes durch die zwei Türen, die sich unter dem großen Bildschirm mit der Karte der Town of Liberty befinden. Hinter ihnen befinden sich Treppen, die unter den Sanduhr-Raum führen. Dort befindet sich der Hauptserver von ADI in einem in neonblau beleuchteten Raum. Der Sicherheitsdienst bleibt zunächst am Eingang stehen und einer der Männer durchleuchtet den Raum mit einer Infrarotkamera, mit der er sozusagen durch die Wände gucken kann. Aber er kann niemanden erkennen – nur den kalten Hauptserver, der aus mehreren quaderförmigen Einheiten besteht, die wie Bücherregale einer Bibliothek hintereinander stehen. "Kein Kontakt.", sagt der Mann. "Station durchsuchen!", weist Smith seine Leute an. Aber als nach mehreren Minuten der Suche niemand etwas findet, wird den Leuten klar, dass die Person schon längst geflohen sein muss. Einige der Wartungstechniker haben inzwischen auch den AES-Stick gefunden und deinstalliert. Mit der Phrase >>Feind entkommen<< deaktiviert Smith schließlich den Alarm. Er geht zu den Technikern im Serverraum. "Irgendeine Möglichkeit, herauszufinden, wer

das Ding hier hereingebracht hat?", fragt er sie. "Nicht mit technischen Methoden. Der Stick muss über ein eigenes verschränktes System verfügen. Wir werden das Ding auf Fingerabdrücke und DNA-Spuren untersuchen."

 

"Tun Sie das! Tyson!" ,spricht Smith seinen Agenten an. "Bin hier." "Ich besorge mir einen Durchsuchungsbefehl. Wenn ich den habe, ist das Erste, was Sie machen, die Evakuierungsstation noch einmal zu durchsuchen! Jede Ecke, jeder Winkel, jeder Mitarbeiter, Alles! Und dieses Mal ist das keine Standard Unit Mission mehr!" "Verstanden. Ich stelle ein Special Unit Team zusammen."

Mit diesem Satz dreht Tyson um. "ADI! Ich will eine Liste mit jedem Menschen, der jemals die Evakuierungsstation betreten hat und eine mit potenziellen Zielen für Terroranschläge auf meinem Schirm haben, so schnell wie möglich! Und außerdem werden ab sofort alle Mitarbeiter überwacht, jeder Bildschirm, jedes Gespräch, jedes Telefonat! Vielleicht haben wir einen Maulwurf…" "Initialisiere Überwachung… Abgeschlossen. Die Liste haben Sie in 30 Sekunden in Ihrem Büro." "Gut!" Smith steigt wieder die Treppe des Serverraums empor und dann die Treppe an der Seite des Bildschirms im Kontrollzentrum hoch in sein Büro, das sich direkt dahinter befindet. Von seinem Büro aus kann man links und rechts durch Glasfenster in die Abschnitte des sanduhrförmigen Raumes blicken. "Sir, wir haben gerade ein Update von Agent Miller bekommen. Er musste jemanden ausschalten, um das Vertrauen der Piraten zu gewinnen, aber er konnte sich erfolgreich integrieren." Meldet sich ADI wieder, noch während Smith die Treppen zu seinem Büro erklimmt. "Gut, aber das machen wir später!" "Er musste einen Schläferagenten von Nemesis ausschalten." Jetzt wird Smith hellhörig. "Was? Wo war das? Wann?" "In einer kleinen Piratenstation in den Saturnringen,vor etwa 19 Stunden. Anscheinend haben die Piraten den Schläferagenten mit Absicht hereingelassen, aber er hat herausgefunden, dass sie ihn absichtlich aufgenommen haben. Das war der Anlass dafür, dass er ausgeschaltet werden sollte." "Warum lassen die einen Agenten von Nemesis zu sich? Sind die hinter ihm her?" "Möglich." "Wie auch immer. Wir schicken ein Special- Unit-Team zum Saturn, die sollen das untersuchen. Aber vorher muss ich mit Verteidigungsminister Wright sprechen…" Der Verteidigungsminister ist gleichzeitig der Staatschef des Mars. Das hat den Hintergrund, dass der Mars immer wieder von Asteroiden getroffen wird, da der Asteroidengürtel so nahe ist. Diese Bedrohungen müssen immer wieder von Neuem abgewehrt werden, und das

benötigt eine genaue Planung, bei der alle politischen Zweige bedacht werden müssen – und für die Verteidigung ist der Verteidigungsminister verantwortlich, daher benötigt er die Autorität für alle politischen Zweige. ADI startet den Anruf. "Baue Verbindung auf… Steht." "Mister Wright." "Smith?" Wright sagt erst eine Sekunde nichts, dann fährt er fort. "Wenn Sie mich kontaktieren, muss irgendwas passiert sein…" "Noch nicht. Aber wir haben heute zwei Tipps für einen Terroranschlag bekommen, und einer der Tipps hat auch ein genaues Datum beinhaltet…

19/07/2251." "Das ist in zwei Monaten…!" "Das ist der Punkt. Wir haben die Vermutung, dass jemand Bomben in die Evakuierungsstation schleust, aber zur genauen Untersuchung brauchen wir einen Durchsuchungsbefehl, so schnell wie möglich." "Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen?" "Ein Tipp von Nemesis." "Nemesis…?" "Ja. ADI, spiel die Aufnahme ab." weist Smith ADI an, und sie spielt Alles ab, was sie von Nemesis Botschaft aufnehmen konnte, nachdem sie die Kontrolle über die Systeme zurückerlangt hat. "Ich schicke sofort einen Durchsuchungsbefehl los. Sobald Sie etwas haben, bin ich der Erste, der davon erfährt!" "Verstanden, Sir."

 

 

 

 

(Kapitel 3)

 

(Um die maximalen 20 Seiten der Leseprobe nicht zu überschreiten und da in Kapitel 4 sehr relevante Informationen preisgegeben werden, werde ich an dieser Stelle Kapitel 3 zusammenfassen. Im Groben und Ganzen greift Jack´s Team zusammen mit einigen anderen Teams von Nemesis eine von drei Basen auf dem Uranusmond Miranda an. Während dieser gut geplanten Infiltration können sie den zweiten Vize-Captain der Piraten – Captain Morgan – gefangen nehmen und eine große Menge an Daten der Piraten aus den Back-Ups der Weltraumräuber stehlen, um danach wieder spurlos von Miranda zu verschwinden.)

Kapitel 4 – Mysterien

 

ADI meldet sich im Büro von Bill Smith – Agent Tyson ist nach fast 6 Stunden wieder zurückgekehrt und hat wichtige Informationen. Der Chef der CPA fackelt nicht lange, steht auf und geht auf Tyson zu, der gerade Smith´s Büro zusammen mit zwei weiteren Agenten betritt. Der Kopf der Special-Unit hatte ein größeres Team, etwa 600 Männer und Frauen, zur Evakuierungsstation mitgenommen, und anscheinend waren sie erfolgreich. Tyson guckt, als hätte er gerade einen Dämon gefunden, der die Menschheit ausrotten will. Kein Gutes Zeichen. "Tyson, haben Sie was?"

"Ja, schlechte Nachrichten… Nachdem wir 20 verschiedene Scans durchgeführt und nichts gefunden haben, haben wir die Station kurzzeitig lahmlegen müssen. An einigen Orten kam aber noch elektromagnetische Strahlung vor… Antimaterie-Bomben. 20 Stück, je ein Kilo Blei und ein Kilo Antiblei." "Die haben 40 Kilo Sprengstoff da rein geschafft…?" Um einmal die Sprengkraft klar zu machen: 40 Kilo dieses Sprengstoffs haben in etwa die achtfache Sprengwirkung wie die Zar- Bombe, die stärkste im 20. Jahrhundert von den Sowjets gezündete Atombombe. Die Bomben

haben also zusammengenommen circa 450 Megatonnen TNT-Äquivalent. "Unbemerkt haben sie das Zeug da rein geschafft. Ich hab die Hälfte meiner Männer zur Überwachung dagelassen. Entweder haben wir es hier mit einer Verschwörung zu tun, in der die gesamte Besatzung der

Station verwickelt ist, oder mit irgendwelchen höheren Mächten. Da muss jemand eine Technologie haben, die unserer weit voraus ist." "Und dann 40 Kilo Antimaterie-Sprengstoff… An so etwas kommen Terroristen doch nicht einfach so heran!" sagt Smith. Eine grausige Stille durchzieht den Raum. "Es kann sonst nur einer der anderen Planeten sein… Und wenn dem so ist, haben Sie eine Technologie entwickelt, der wir nicht standhalten können…" "Das glaube ich nicht.", entgegnet Tyson, "Es macht keinen Sinn. Warum sollte irgendjemand einen Krieg anfangen? Die einzige logische Erklärung wäre, die eigenen Lebensstandards zu verbessern, und auch nur für die Venus. Die Erde ist ein wahres Paradies, die brauchen keinen Planeten Mars. Und die Venus würde viel

eher die Erde angreifen. Sie ist näher dran und hat mehr Wasser, natürliche Nahrung, ein Magnetfeld gegen Sonnenstürme, abwechslungsreiches Klima und liegt in der Mitte der habitablen Zone…" Wissenschaftler haben 2085, etwa zehn Jahre nach der Kolonisierung des Mars festgestellt, dass bei einigen Menschen durch die fehlenden oder veränderten Klimaveränderungen auf anderen Planeten Depressionen und teilweise auch psychosomatische Erkrankungen auftraten. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass die Menschen noch an die Erde gewöhnt waren – zu dem Zeitpunkt. Heutzutage tritt so etwas nicht mehr auf, die Menschen haben ihre Psyche und Physiologie angepasst. "Bleiben nur noch die Kuyomi, aber die würden auch eher die Erde angreifen… Sie könnten höchstens den Mars als taktischen Stützpunkt für einen Angriff auf die Erde benutzen, Aber das wäre zu viel Aufwand, außerdem würden wahrscheinlich alle menschlichen Staaten in diesen Krieg einschreiten, und unsere Technologie ist der der Kuyomi ein bisschen

voraus, wenn auch nicht viel." fährt Tyson fort. "Es sei denn, sie haben eine neue Technologie entwickelt, die unsere übertrifft. Sie müssen es uns schließlich nicht verraten, wir haben auch unsere Geheimnisse…", erkennt Smith. Es herrscht wieder kurz Stille. Dann spricht wieder Tyson. "Es gibt noch eine Möglichkeit…" Smith guckt Tyson leicht schockiert an.

 

"Glauben Sie das wirklich…? Was für ein Motiv sollten die haben?" "Wenn Ihnen was Besseres einfällt, raus damit." "Eine militärische Splittergruppe vom Mars-Militär… Die könnten vielleicht die technischen Möglichkeiten haben, und sie haben Pläne von der Evakuierungsstation… Aber warum sollten Sie putschen?" "Ab und zu tauchen immer mal wieder Wahnsinnige auf. Der letzte

war Nagan, davor Bin Laden, davor Hitler." >>Nagan<< ist der Kopf einer Terrorgruppe im 22. Jahrhundert gewesen, der alle Völker unter einer schon länger beobachteten Sekte vereinen wollte. Und wer etwas dagegen hatte, wurde in die Luft gesprengt – mit Nuklearwaffen. Das ist das erste und einzige Mal gewesen, dass Atomwaffen als Terrorwaffe eingesetzt wurden. Die terroristische Vereinigung von Nagan, dessen eigentlicher Name Bruce Claymore war, war übrigens die letzte terroristische Gruppe – bis heute. "Haben wir eine Möglichkeit, mit Nemesis Kontakt aufzunehmen?" bemerkt plötzlich einer der anderen beiden Agenten, die Tyson begleitet haben. Smith guckt den Agenten an, als hätte er was im Gesicht, aber dann ändert er seinen Gesichtsausdruck und guckt, als müsste er etwas tun, was er eigentlich nicht tun will. "Ich hasse es das zuzugeben, aber das könnte uns tatsächlich weiterhelfen. Wir müssen jede Quelle nutzen, die wir nutzen können. Vor dem 19. Juli. Aber unsere einzige Möglichkeit ist der AES-Stick, und der wiederum könnte Programme enthalten, die unsere Systeme lahmlegen könnten. Nemesis ist nicht zu unterschätzen…"

 

"Besser als nichts. Wir müssen sowieso vorsichtig sein, wenn wir uns mit Nemesis einlassen wollen." entgegnet Tyson. "Stimmt. Wir werden´s auf jeden Fall versuchen. Aber bevor ich das plane, muss ich mit Verteidigungsminister Wright sprechen. Ich hab ihm gesagt, er ist der erste, der davon erfährt. Also meine Herren, zurück an die Arbeit." Die drei Agents verlassen das Büro und steigen wieder die Treppen zum Kontrollzentrum hinab. "Wayne, ich hab hier alles geregelt, ich komm zurück." Meldet sich plötzlich eine Frauenstimme über Funk. Tyson antwortet. "Alles klar, ich bin in meinem Büro und erledige den ganzen Schreibkram. Und dann geh ich nach Hause. Dreizehn Stunden Arbeit reichen…" "Teh… Viel Spaß dabei. Wirst du brauchen…" antwortet die Frau. Sie ist die Partnerin von Wayne Tyson – Samantha Kryos. Sie hat für die Koordination der Überwachung in der Evakuierungsstation gesorgt, während Tyson zurückgekehrt ist, um mit Smith persönlich über das, was er gefunden hatte, zu sprechen. "Ja, werd ich…", seufzt Tyson, "Bis gleich." Smith hat inzwischen eine Verbindung zu Verteidigungsminister Wright von ADI aufbauen

lassen und ihm die Situation geschildert. Er war nicht gerade begeistert – verständlicherweise. "Und Sie glauben, dass die Kuyomi dahinterstecken könnten…?" "Oder eine Splittergruppe von unserem oder einem anderen Militär. Aber so etwas kann auf keinen Fall von Terroristen gemacht worden sein. Die Piraten haben solche Ressourcen nicht. Und ein Gramm Antiblei kostet schon fast 400 000

UniCs, aber 20 Kilo? Das ist irre!" UniCs sind die heutige Währung. UniC steht für Universal Cash, also universelles Geld. Der Name kommt daher, dass diese Währung im gesamten Sonnensystem verwendet wird, um den Handel zu vereinfachen. Diese Form der Währung wurde 2127 im ganzen Sonnensystem eingeführt, als sich die Kuyomi langsam daran gewöhnt hatten, dass ihr Planet in einem Sonnensystem seine Kreise zieht. Als ihr Planet 2080 eingefangen wurde, hatten sie gerade angefangen, Raumfahrt zu betreiben und konnten dementsprechend ihren Planeten noch nicht verlassen. Daher hatten Sie ihre eigene Währung bis 2127 – sie hatten zuvor technologische Unterstützung von den Menschen bekommen, damit sie in den Weltraum vordringen konnten. Erst an dem Punkt machten UniCs auch für Kuyomi Sinn, die Menschen hatten diese Währungsform bereits zuvor genutzt, seit der Kolonialisierung des Mars. Die Unterstützung durch Menschen war

im Übrigen auch einer der Gründe, warum es nie zum Krieg zwischen den Spezies kam, denn zunächst war die Annahme der Kuyomi, dass ihr Planet absichtlich von einer unbekannten Spezies eingefangen wurde, um eine weitere Rohstoffquelle ins Sonnensystem zu schaffen. Kein Wunder, dass sie verängstigt waren – stellen wir uns einmal vor, die Erde würde plötzlich aus dem Sonnensystem gerissen werden. Abgesehen davon, dass wir alle sterben würden, wäre es sicher keine schöne Erfahrung. Aber die Menschen haben sich damals solidarisch genug verhalten, um den

Kuyomi ihre Angst zu nehmen und die Außerirdischen wurden zudem noch von uns so weit unterstützt, dass sie in diesem Sonnensystem überleben konnten. Das war ein langer und anstrengender Prozess. "Smith, ich will ehrlich mit Ihnen sein. Ich glaube nicht, dass die Kuyomi dahinterstecken… Dafür verdanken sie uns einfach zu viel." "Ich weiß… Die wahrscheinlichste Antwort ist eine Splittergruppe. Und noch wahrscheinlicher ist, dass es sich um eine Splittergruppe in unseren Kreisen handelt." Kurz Stille. Dann verabschiedet sich der Verteidigungsminister. "Wir müssen einen Krisenstab einberufen. Ob es Deserteure waren oder Kuyomi, wir haben es mit Leuten zu tun, die uns sehr, sehr wehtun wollen. Und Sie werden alles dafür tun. Halten Sie mich auf dem Laufenden! Sobald Sie etwas herausfinden, sagen sie mir Bescheid!" "Ja, Sir." Wright unterbricht die Verbindung, und Smith gibt das Kommando an die Vize-Chefin Miranda Quarters ab, die gerade sein Büro betritt. Smith erzählt ihr alles, was passiert ist, und dann macht er dasselbe wie Tyson. Feierbabend – die Beiden gehen nach Hause.

 

An einem anderen Ort, irgendwo im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, fangen Jack, Craig und Jordan gerade erst an. Sie befinden sich in einer kleinen Raumstation, die in einem Asteroiden von etwa 200 Metern Durchmesser gebaut wurde. Dadurch ist sie, in diesem Feld von Asteroiden, gut getarnt. Die Sonne verschwindet hier niemals, dadurch ist immer ein gewisses Ausmaß an Energie gesichert. Die Asteroiden sind in ein oranges Licht getaucht, dass von der Sonne ausgeht. Aber davon bekommen die Drei – nein, die vier – nichts mit. Warum vier? Weil sie

gerade einen der Leute verhören, die sie auf Miranda gefangen nehmen konnten. "Was wollt ihr von uns?", fragt der Pirat. Er sitzt auf einem Sessel in einem runden Raum von etwa 300 Quadratmetern Ausmaß, der mit silbernen Metallplatten gefliest wurde und ist an seine Sitzgelegenheit gefesselt. Damit sie ihn von Miranda aus mitnehmen konnten, mussten sie ihn ohnmächtig schlagen, daher weiß er im Moment nicht, wo genau er sich befindet. "Antworten." , entgegnet Jack, "Am 19. Juli soll auf dem Mars ein Anschlag stattfinden. Was weißt du darüber?" "Habt ihr eigentlich eine Ahnung, wen ihr vor euch habt?", droht der Gefangene. "Wenn wir das nicht hätten, würden wir unseren Job nicht richtig machen.", sagt Jack ganz gelassen. "Nicht wahr, Captain Morgan?" Der Pirat ist schockiert. Wenn sie wissen, wer er ist, warum haben sie dann keine Angst vor ihm?

Jordan, die sich gegen einen halbrunden Tisch, der an der Wand des Raumes steht, gelehnt hat, guckt den Piraten gierig an. "Er wird uns sowieso nichts sagen, wenn wir nicht nachhelfen. Lasst mich einfach ran." "Nein, noch nicht.", widerspricht Jack, dann lächelt er den Mann im Sessel an. "Jeder verdient schließlich eine Chance, das alles hier ganz unkompliziert zu beenden." "Da ihr anscheinend wisst, wer ich bin…", wendet der zweite Vize-Captain von Teach ein, "…solltet ihr

mich lieber freilassen, bevor ihr Alle umgelegt werdet." "Ich frage nochmal. Was weißt du über den Anschlag am 19. Juli?" Der Pirat zögert. Er weiß nicht, was er hiervon halten soll. Bluffen die Drei nur? Und wer sind die überhaupt? Das kann er schließlich nicht wissen; die Mitarbeiter von Nemesis sind alle unbekannt. "Ich sage gar nichts mehr… In ein paar Minuten tauchen sicher meine Männer auf. dann geht ihr alle…" Craig, der von seinem Stuhl mit einem genervten Seufzer aufgestanden ist und sich neben Jack gestellt hat, zeigt dem Gefangenen einen kleinen, zerstörten Chip. Der Pirat kann nicht weitersprechen, die Worte bleiben ihm im Hals stecken. Er blickt auf seine Schulter. Jetzt erst nimmt er den Druck wahr, den der Verband unter seinem Pullover auf seinen rechten Arm ausübt. "Würdest du uns jetzt bitte endlich verraten, was du weißt? Wir haben

heute alle noch was vor.", sagt Craig. Der Mann reißt sich zusammen."Fahrt zur Hölle…!" entgegnet er Craig verkrampft, der den Peilsender, den sie dem Piraten herausgeschnitten haben, wieder in seine Tasche steckt. Craig seufzt wieder. "Das gibt nachher wieder tierische Kopfschmerzen…" Mit diesen Worten dreht er sich Richtung Tür um. "Du hattest deine Chance." , lächelt Jack den Vize des

Piratenkönigs an, "Jordan, viel Spaß. Und lass ihn nicht zu laut schreien. Denk an Craig´s Kopf." , sagt er in einem sarkastischen Ton. "Ich garantiere für nichts.", entgegnet sie, ohne ihren Blick von dem Piraten abzuwenden.

 

Nach diesem Satz verlässt auch Jack den Raum. Jordan hat sich einen schwarzen Koffer vom Tisch geschnappt und geht langsam in Richtung des Mannes. Man sieht in ihren Augen die Gier blitzen. Sie kniet sich auf den Schoß des Mannes und flüstert ihm, ganz nah an seinem Ohr, sodass der Vize den Hauch ihres Atems spüren kann, zu: "Jetzt werden wir richtig viel Spaß haben, Kleiner."

Morgan weicht mit seinem Kopf – dem einzigen Körperteil, den er noch bewegen kann – zurück. Sie öffnet den Koffer, den sie neben den Sessel gestellt hat. In ihm befinden sich alle möglichen Geräte; Elektroschocker, Spritzen, Reißnadeln, alle möglichen Medikamente, Messer und noch viel mehr. Man hört durch das ganze Schiff nur noch Schreie. Nach fünf Minuten beschließen Craig und Jack, wieder zurückzugehen. Sie sind extra auf die Brücke gegangen, weil man die Schreie dort am wenigsten hört. Außerdem hat man durch das breite Fenster einen schönen Ausblick auf die umliegenden Asteroiden. Vor dem Fenster sitzt der Anführer von Team Gamma der Miranda- Mission in einem gut gepolsterten Sessel und steuert die Raumstation von der Mitte des großen Raumes aus. Jack und Craig betreten den Raum, in dem Jordan gerade ihren Spaß hat; der Gefangene sieht nach nur fünf Minuten völlig fertig aus. Seine Kleidung hat Jordan ihm

größtenteils aufgeschnitten, und dabei hat sie gleich einige Hautfetzen mit abgeschnitten. Die Wunden tropfen noch von dem Alkohol, den sie ihm in die Wunden gesprüht hat – genau wie seine Augen. Jordan dreht sich um, und leckt sich das Blut von ihren Lippen. Sie hat dem Mann gerade in den Hals gebissen. "Schon vorbei? Schade." Sie dreht sich wieder zu dem Mann um. "Dabei wurde es gerade richtig lustig." Der Mann schreit, fleht fast: "Ich sag euch alles, was ihr wollt! Aber nehmt diese kranke Schlampe von mir weg!" "Keine Beleidigungen, Süßer. Sonst muss ich weitermachen…" Der Mann schreit noch lauter. "Tut mir Leid! Tut mir Leid! Aber nicht weitermachen, bitte!" Jordan genießt die Angst in seinen Augen. "Sorry, Jordan. Aber fünf Minuten sind um." "Glück gehabt…" Jordan packt den Koffer wieder ein und nimmt ihn in die Hand, dreht sich um, geht in Richtung des Tisches und lehnt sich wieder gegen diesen. Jack und Craig lassen Jordan immer nur fünf Minuten an die Leute heran, die sie verhören. Wenn der Gefangene dann immer noch nichts sagt, bekommt sie wieder fünf Minuten. Bis er redet. "Also, um noch mal darauf zurückzukommen." , sagt Jack, "Was genau weißt du über den Anschlag?" "Nicht viel… Ich weiß nicht, wie Sie darauf kommen, dass meine Leute etwas mit dem Anschlag zu tun haben…" Jordan guckt den Mann wieder gierig an. Klingt, als würde er immer noch Alles abstreiten – dann darf sie ihn wieder bearbeiten. Aber der Mann fährt hektisch fort. "Aber ich kann Ihnen sagen, wer dahinter steckt! Oder wenigstens das, was ich über sie weiß…" "Was soll das heißen?" "Vor einigen Monaten kam jemand zu uns. Es war nur ein Mann, aber er hat zehn unserer besten Leute getötet. Er sagte, er wolle mit Teach sprechen, oder er würde uns alle umbringen…" "Und du hast keine Ahnung, wer er war?", fragt Jack. "Nein. Aber Eines kann ich Ihnen verraten… Es war ganz sicher kein Mensch

oder Kuyomi." Unheimliche Stille im Raum. "Sondern?" will Craig wissen. "Keine Ahnung… Er sah aus wie ein erwachsener Mann, aber er hatte schwarze Schuppen anstatt Haut. Dunkel wie ein schwarzes Loch." "Und das sollen wir glauben?" "Ich bin nicht so bescheuert, die Schl…" Jordan guckt den Mann böse an, und er räuspert sich. "Die Frau wieder an mich heranzulassen… Ich lüge ganz bestimmt nicht…! Und da war noch etwas…" "Und zwar?", fragt Jack. "Als der Mann hatte, was er wollte und wieder ging… Er ist nach draußen gegangen. Einfach so! Als wären da weder Vakuum noch kosmische Strahlung…" "Er ist ohne Raumanzug über Miranda marschiert…?" Wieder Stille. Jordan und Craig gucken sich fragend an. Sagt er die Wahrheit? Dann wendet der

Kuyomi seinen Blick wieder dem Vize zu.

 

"Was wollte er von Teach?" "Er wollte, dass wir Kuyomi entführen… Wir sollen uns regelmäßig mit ihm im Orbit von Neptun treffen und sie ihm übergeben… Und er wollte an Nemesis herankommen… Er wollte, dass wir einen Schläferagenten reinlassen, um was über ihn herauszufinden." "Hat er auch gesagt, warum?" "Nein, er hat nur gesagt, dass da draußen noch Tausende von seiner Art sind… Und dass sie uns alle umbringen, wenn wir nicht das tun, was er verlangt hatte. Aber das Seltsamste war sein Schiff." "Wieso sein Schiff?" fragt Jordan. Der Mann zuckt bei dem Erklingen ihrer Stimme zusammen, und er antwortet hastisch: "Weil es

verschwunden ist…!" "Wie, verschwunden?" "Er hat das Schiff betreten, und nach einigen Sekunden war es einfach weg. Ohne zu starten, als hätte es sich in Luft aufgelöst. Und es hat keine Tarnsysteme aktiviert oder so was, unsere Infrarotkameras konnten es nicht orten… Es war einfach weg!" "Vielleicht hat er das Schiff hinter den Meteoriten so manövriert, dass ihr es nicht orten konntet." bemerkt Jack. "Ja, vielleicht… Aber selbst dann hätte er wenigstens kurzzeitig zu sehen sein müssen. Aber da war nichts. Nichts!" "Sonst noch was?" "Nein, mehr weiß ich nicht…" "Sicher?" fragt Jordan, und der Mann zuckt erneut zusammen. "Ja, sicher! Wenn ich mehr wüsste, würde ich es sagen! Bitte nicht weitermachen!" "Da ist noch eine Sache." , bemerkt Jack, "Dieser Schläferagent, den ihr reingelassen habt… Er ist tot. Und einer eurer Leute hat ihn umgelegt." "Was? Woher wissen Sie…"

 

Der Mann schluckt. "Heilige Scheiße… Sind Sie etwa… Gehören Sie zu Nemesis…?" Jordan steht auf. "Wir haben dir eine Frage gestellt!" "Harrison Twiley! Es war Harrison Twiley! Er hat ihn umgelegt!" antwortet der Mann ängstlich, und Jordan lehnt sich zurück an den Tisch. "Geht doch." "Und wo ist er?" fragt Craig. "Die Basis seines Captains ist beim Saturn, auf Telesto… " "Warum wurde er umgebracht?" , fragt Jack. Der Mann schluckt wieder, dann erzählt er. Diese Wesen, von denen er erzählt hat, wollten den Schläferagenten von Nemesis selbst sehen. Dazu hatten sie ein Treffen mit Teach organisiert, und zwar in der Raumstation im Saturn, die Jack, Craig und Jordan gestürmt haben. Dort hatten sich die Wesen über ihren Plan unterhalten, und über den geplanten Terroranschlag – aber Walls hatte die Unterhaltung mitbekommen. Das Dumme war nur, dass eines der Wesen Walls entdeckt hatte. Damit war ihr ganzer Plan aufgeflogen. Und bevor er es jemandem erzählen konnte, sollte er umgebracht werden. Als Vertrauensprobe hatten sie dann die Piraten – und diese wiederum Harrison Twiley – beziehungsweise Agent Miller, aber davon wissen weder der

Pirat noch Jack oder seine Leute – beauftragt, den >>Spion<< zu töten. Was der Pirat nicht weiß, ist, dass Walls sich, kurz bevor er entdeckt wurde, noch die Nachricht ins Bein geritzt hatte. Nachdem der Schläferagent tot war, sind die Piraten geflohen, aus Angst vor Nemesis. Aber sie brauchten einen neuen Schläferagenten – und dafür brauchten sie mehr Informationen. Deswegen haben sie Jack´s Team die Falle gestellt. Und wie es dann weiterging, ist ja bekannt. Warum Walls – einer der besten Agenten von Nemesis – enttarnt wurde, woher er die Info über den Anschlag hatte und

warum er nicht gekämpft hat, ist damit klar. Aber wer oder was sind diese Wesen? Wo kommen sie her? Wieder neue Fragen, denen man nachgehen muss.

 

Und das war auch Alles, was der Mann den Dreien hätte sagen können. "Was machen Sie jetzt mit mir…?" fragt Morgan leise. "Oh, keine Sorge. Du wirst alles vergessen, was heute passiert ist." antwortet Jack. Der Mann guckt verwirrt. Craig geht auf ihn zu, mit einer Arzttasche. Erst wehrt der Mann sich, aber als er versteht, dass Craig seine Verletzungen versorgt, lässt er es überrascht über sich ergehen. "Warum bringen Sie mich nicht einfach um…? Das wäre doch viel…" Dem Mann bleiben die Worte im Hals stecken, als Craig ihm seine Neutronenpistole an den Hals drückt.

"Warum, willst du unbedingt sterben? Das krieg ich hin. Kurz, schnell und schmerzlos." Der Mann kann vor Angst nichts sagen. Nach einigen Sekunden der Stille meint Craig: "Hab ich mir gedacht." Der Kuyomi versorgt den armen Mann weiter. "Wir bringen Niemanden um, wenn es nicht unbedingt sein muss.", fügt Jack hinzu. Craig spritzt Morgan irgendeine Substanz. "Was ist das…?" fragt er besorgt. "Musst du nicht wissen. Selbst wenn wir es verraten würden, du würdest es

sowieso vergessen.", entgegnet Craig. Diese Substanz, Mnesocepan-Semitoxid genannt, lässt eine Person nämlich innerhalb von 30 Minuten alles vergessen, was sie im Laufe der letzten 24 Stunden erlebt hat. Nach 15 Minuten schläft der Mann ein, wird von den Dreien in ein Raumschiff gesetzt und von drei Leuten aus Team Gamma zum Mars gebracht. Dort wird er definitiv überleben. Als

das vollbracht ist, nimmt Jack´s Team auf der Brücke Kontakt zu Nemesis auf und sie erzählen ihm Alles, was sie herausgefunden haben. Er klingt besorgt. "Das wird sich zu einem großen Problem entwickeln…" , bemerkt der Informationshändler, "Wir brauchen jemanden mit den technischen Möglichkeiten, um eine Überwachung durchzuführen. Möglicherweise tauchen diese Wesen erneut bei den Piraten auf…" "Da fällt mir eigentlich nur eine Option ein…", sagt Jack. "Die CPA. Wir haben wohl keine andere Wahl, als mit ihnen zusammenzuarbeiten. Bis das Rätsel gelüftet ist." , vollendet Nemesis Jack´s Bemerkung. "Und wie stellen wir das an?" , fragt Craig zweifelnd. "Wir haben Sie vor einem Terroranschlag gewarnt, aber ich bezweifle, dass ihnen das ausreicht, um uns zu vertrauen." "Wir haben was?", fragt Jordan überrascht. "Ich habe Kontakt mit ihnen aufgenommen und sie gewarnt." Kurz Stille. "Glauben Sie, dass es so schlimm wird…?" fragt Jordan. "Das werden wir sehen. Aber ich habe ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache." "Was ist der nächste Schritt?" fragt Jack. "Wir müssen noch einmal mit der CPA in Kontakt treten. Aber das wird nicht einfach werden. Ich habe unseren Schläferagenten bei der CPA bereits genug gefährdet. Wir brauchen eine andere Möglichkeit." "Wir können ja schlecht vorbeikommen und mal Hallo sagen…" , bemerkt Craig. "Wir werden eine Möglichkeit finden. Kümmern Sie sich bis dahin um Harrison Twiley." "Werden wir." bestätigt Jack. "Ich halte Sie auf dem Laufenden. Wir werden Sie wieder brauchen." Mit diesem Satz beendet Nemesis die Verbindung. Die Drei gucken sich gegenseitig besorgt an. "Wenn er Kontakt mit der CPA aufgenommen hat, kann das nichts Gutes

heißen…", bemerkt Jack. "Wir werden ja sehen, was dabei rauskommt." sagt Craig. "Ich hasse es, zu warten. Ich will wissen, wer diese Typen sind!" beschwert sich Jordan. "Wir finden´s raus…", sagt Jack beruhigend – und besorgt.

 

 

 

 

 

 

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